In der Antarktis sind 100 Touristen und 54 Besatzungsmitglieder bei der Kollision des Kreuzfahrtschiffes "Explorer" mit einem Eisberg nur knapp einer Katastrophe entgangen. Etwa 15 Stunden nach dem Zusammenstoß sei das 1400-Tonnen-Schiff am Freitag etwa 1000 Kilometer südlich von Kap Hoorn gesunken, teilte die chilenische Marine mit. Die Menschen an Bord, darunter auch eine Deutsche, waren unmittelbar nach dem Unglück in die Boote gegangen. Bei Lufttemperaturen unter Null Grad konnten sie erst vier Stunden später von dem norwegischen Kreuzfahrtschiff "NordNorge" aufgenommen werden. Wäre bei diesen Temperaturen jemand über Bord gegangen, hätte er nur wenige Minuten in dem eiskalten Wasser überlebt. "Es hätte eine Tragödie werden können. Stattdessen war es ein Unglück mit glücklichem Ausgang.", kommentierte entsprechend ein Sprecher der argentinischen Marine den Ausgang des Unglücks.
Schiffbrüchige wurden gerettet
Es war frühmorgens, als die Alarmglocken auf dem Kreuzfahrtschiff "Explorer" schrillten und die meisten Touristen und Besatzungsmitglieder aus dem Schlaf rissen. Das 2400-Tonnen-Schiff war wie einst die "Titanic" mit einem Eisberg kollidiert und leckgeschlagen. Alle Menschen von Bord wurden auf Rettungsboote und -Inseln gebracht. Vier Stunden mussten sie bei Lufttemperaturen unter null Grad in den kleinen Booten zwischen Treibeis ausharren, ehe das zu Hilfe geeilte norwegische Kreuzfahrtschiff "NordNorge" sie aufnahm. Wäre bei diesen Temperaturen jemand etwa 1000 Kilometer südlich von Kap Hoorn über Bord gegangen, hätte er nur wenige Minuten in dem eiskalten Wasser überlebt.
Die Schiffbrüchigen konnten unversehrt auf der King-George-Insel - der größten der Südlichen Shetlandinseln - an Land gebracht werden. Auf der chilenischen Basis Frei wurden sie medizinisch betreut und versorgt. Sobald sich das Wetter bessere, würden sie mit Transall-Transportflugzeugen in die südlichste chilenische Stadt Punta Arenas geflogen, fügte der Marine-Sprecher in einem Telefonat hinzu.
Wasser im Unterdeck
Die "Explorer" war in der Nacht zum Freitag mit dem Eisberg kollidiert. "Die Erschütterung war gar nicht so auffällig, weil das Schiff ja dauernd mit kleineren Eisbrocken zusammenstieß", sagte das argentinische Besatzungsmitglied Andrea Salas der Zeitung "La Tercera". "Erst als Passagiere mit dem Schrei "Wasser" aus den unteren Decks nach oben stürzten, wurde uns klar, dass etwas passiert war", sagte die junge Frau weiter. Medienberichten zufolge wurden umgehend Wasserpumpen eingesetzt, um das Sinken des Schiffes zu verhindern. Dann habe der Kapitän aber den Befehl gegeben, das Schiff zu verlassen. Zwischenzeitlich sei auch der Strom an Bord ausgefallen.
Die Passagiere seien unglaublich diszipliniert gewesen und hätten alle Anweisungen ohne Panik befolgt. Am schwersten seien die Stunden in den offenen Rettungsbooten gewesen, sagte Salas. Trotz der guten Kleidung sei es bitterkalt und nass gewesen. Zwei der Passagiere hätten eine Unterkühlung erlitten.
Berichte über Sicherheitsmängel zurückgewiesen
Die 1969 in Finnland gebaute "Explorer", die in Seefahrtskreisen sehr bekannt war, gehörte zu dem kanadischen Reiseveranstalter Gap Adventures. Sie war nahe der Südlichen Shetlandinseln unterwegs. Immer mehr Touristen fahren dorthin, um die atemberaubende Eis- Landschaft zu genießen. Nach Angaben des Veranstalters waren unter den Passagieren neben einer Deutschen auch zwei Belgier, drei Dänen, 17 Niederländer, ein Schwede und vier Schweizer. Die meisten der anderen Urlauber kamen aus Großbritannien, Kanada, den USA und Australien.
Unterdessen hat die britische Marinebehörde Berichte über gravierende Sicherheitsmängel der "Explorer" zurückgewiesen. "Das waren keine riesigen Probleme und alle wurden behoben, bevor das Schiff losfuhr", sagte Mark Clarke, Sprecher der Marine- und Küstenbehörde MCA, die im Mai "kleinere Fehler" an der "Explorer" entdeckt hatte. "Das Schiff hätte nicht die Erlaubnis bekommen auszulaufen, wenn nicht alle Probleme gelöst worden wären." Bei den Schäden handelte es sich unter anderem um fehlende Rettungspläne und schlecht gewartete Rettungsboote.