Ein psychisch kranker Mann ist in einem Gefängnis in Alabama erfroren. Dies geht aus einer Klage hervor, die von der Mutter des 33-Jährigen eingereicht wurde. Darin behauptet sie, dass ihr Sohn nackt in einer Betonzelle festgehalten wurde und er auch in einem begehbaren Gefrierschrank oder einer anderen kalten Umgebung untergebracht war.
Der junge Mann lebte bis Ende 2022 bei seinem Vater in der kleinen Gemeinde Carbon Hill im US-Bundesstaat Alabama. Als sein Vater starb, lebte er alleine in dem Haus. Die Mutter bezahlte Strom und Wasser und versorgte ihren Sohn mit Essen. Doch der rutschte immer tiefer in die Drogenabhängigkeit, litt zunehmend unter Wahnvorstellungen. Schließlich wurde er am 12. Januar 2023 verhaftet, nachdem ein Cousin die Behörden gebeten hatte, das Wohlergehen des Mannes zu überprüfen. Dieser hatte zuvor von Portalen zum Himmel und zur Hölle gesprochen und schien einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
USA: Häftling lag nackt in Betonzelle
Bei seiner Festnahme soll er mindestens einmal auf einen der Beamten geschossen habe, ehe er in ein Waldgebiet in der Nähe flüchtete. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Polizisten Methamphetamine, Heroin und eine Handfeuerwaffe. Die Beamten konnten ihn schließlich festnehmen und brachten ihn in die Haftanstalt von Walker County.
Auf Gefängnisvideos war zu sehen, wie der Mann dort nackt in einer Isolierzelle auf dem blanken Betonboden lag. Die Zelle hatte weder eine Matratze noch andere Möbel. Als Toilette diente lediglich ein Abflussrohr im Boden. Eigentlich sind diese Zellen nicht für die Unterbringung von Insassen vorgesehen, sondern dienen nur der vorübergehenden Unterbringung von Häftlingen.
Diese neun Bücher über Rassismus sollten Sie kennen

Matthew Horace war 28 Jahre lang Polizist in manchen der gefährlichsten Gegenden der USA. Er hatte mit Mördern, Dealern oder Vergewaltigern zu tun. Und vor allem ist ihm bei seiner Arbeit eins begegnet: Rassismus. Darüber hat Horace ein Buch geschrieben. In "The Black and The Blue" fragt er nach Auslösern für rassistische Gewalt unter US-amerikanischen Polizisten. (Englische Version)
Die Anklage vermutet, dass er über Stunden – in einem Stuhl fixiert – entweder in einem Kühlraum, der Gefängnisküche oder einer ähnlich kalten Umgebung untergebracht war. Schließlich wurde er am 26. Januar mit einer Körpertemperatur von 22 Grad in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert, wo er Stunden später für tot erklärt wurde.
Mutter klagt gegen zuständigen Sheriff und weitere Angestellte
Die Mutter erhebt Klage gegen den Sheriff und dreizehn weitere Angestellte des Walker County Sherrif’s Departement wegen Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung. Offenbar hatten die Beamten zunächst versucht, den Vorgang zu vertuschen. Wie es in der Klage heißt, veröffentlichte die Polizei ein Statement zu dem Vorfall und erklärte darin, der Insasse sei beim Verlassen der Einrichtung und bei seiner Ankunft im Krankenhaus "wach und bei Bewusstsein" gewesen. Doch wie Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigen, trugen mehrere Beamte den schlaffen Körper des Mannes, der offensichtlich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei Bewusstsein war, aus der Haftanstalt zu einem Polizeiauto. Dort legten sie ihn kurz ab, ehe sie ihn auf die Rückbank hievten. Warum sie keinen Krankenwagen für den Transport riefen, bleibt unklar.
Dem Cousin, der den Notruf gewählt hatte, erzählte einer der Beamten später, der Mann habe sich in der Haft geweigert, zu essen und einer psychiatrischen Untersuchung zuzustimmen. Zudem habe er das Gefängnispersonal mit Fäkalien beworfen. Auf dem Weg ins Krankenhaus soll er dann einen Herzinfarkt erlitten haben. Der Arzt, der den Insassen später im Krankenhaus untersuchte, erklärte jedoch, dass es zu keinem Herzstillstand kam. "Die Ursache für seine Unterkühlung ist unklar. Es ist möglich, dass er eine medizinische Grunderkrankung hatte, die zu einer Unterkühlung führte. Ich weiß nicht, ob er einer kalten Umgebung ausgesetzt gewesen sein könnte", wird der Arzt in der Anklage zitiert. "Ich glaube jedoch, dass Unterkühlung die letztendliche Ursache für seinen Tod war."

Der Fall schlägt in der Bevölkerung hohe Wellen. Im Internet haben besorgte Bürger des Bezirks Walker County eine Petition gestartet und fordern den sofortigen Rücktritt des Sheriffs und allen, die an dem Tod des Mannes beteiligt sind. "Ein Wohlergehen-Check sollte kein Todesurteil sein und die Bürger sollten nicht in Angst vor ihren gewählten Amtsträgern leben", heißt es darin unter anderem.
Quellen: Anklage der Staatsanwaltschaft, ABC News, Online-Petition