Vereinigte Arabische Emirate Nach Scharia-Reform: Unverheiratete schwangere Frauen müssen künftig nicht mehr das Land verlassen

Nach einer Sozialreform der Vereinigten Arabischen Emirate müssen unverheiratete Schwangere nicht mehr fürchten, ins Gefängnis zu müssen
Nach einer Sozialreform der Vereinigten Arabischen Emirate müssen unverheiratete Schwangere nicht mehr fürchten, ins Gefängnis zu müssen
© GIUSEPPE CACACE / dpa
Bisher mussten unverheiratete Frauen, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten schwanger wurden, mit Abschiebung oder Gefängnis rechnen. Nach einer Sozialreform soll sich das nun ändern.  

Unverheiratete Frauen, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten schwanger werden, müssen künftig nicht mehr das Land verlassen oder mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Auswanderer flohen aufgrund des Gesetzes zum Teil in ihre Heimatländer – entweder um dort eine Abtreibung durchführen zu lassen oder zu heiraten.

Von dem Gesetz profitierten laut "The Times" auch schlecht bezahlte Arbeiterinnen und Dienstmädchen, die zum Teil von ihren Vorgesetzten vergewaltigt wurden und es sich nicht leisten könnten, ins Ausland zu fliehen. Sie seien gezwungen gewesen, heimlich zu gebären und ihre Kinder vor den Behörden versteckt aufzuziehen.

Keine Geburtsurkunde für Kinder Unverheirateter

Bisher sah die Gesetzgebung auch vor, dass Unverheiratete keine Geburtsurkunde für ihre unehelichen Kinder ausgestellt bekommen. Dadurch hatten sie auch keinen Anspruch auf Gesundheitsversorgung oder Bildung.

Bereits im November kündigten die Vereinigten Arabischen Emirate eine Sozialreform an, die Alkohol, Selbstmord, das Zusammenleben unverheirateter Paare und vorehelichen Sex legalisieren und Praktiken wie Ehrenmord verbieten soll. Laut einem Rundschreiben, das der "Times" vorliegt, sollen sich diese Reformen nun auch in Bezug auf außerehelich geborene Kinder ändern.

Paare sollten eine "eheliche Beziehung" haben

Die neue Rechtsverordnung wurde laut "Times" von dem stellvertretenden Premierminister und Minister für Präsidialangelegenheiten, Scheich Mansour bin Zayed, bereits unterzeichnet. Diese beinhalte, dass künftig ein Antrag, den beide Eltern unterzeichnen, und eine Krankenhausbescheinigung ausreiche, um eine Geburtsurkunde zu erhalten. Das bestätigt auch der Anwalt Habib al-Mulla gegenüber der "Times".

Die neue Gesetzgebung erfordere aber auch, dass Paare eine "eheliche Beziehung" haben sollten, sagt Mulla. Die Reformen erstreckten sich aber nicht auf Schwangerschaftsabbrüche oder Homosexualität. Beides bliebe weiterhin illegal.

Frauen versteckten ihre Schwangerschaft

In der Vergangenheit versteckten viele Frauen ihre Schwangerschaft oder waren auf due Gunst der Ärzte angewiesen. So berichtet die "Times" von einer Frau, die in der zehnten Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erlitt und sich darauf verlassen musste, dass ihr Arzt ihre Unterlagen fälscht, damit sie eine Krankmeldung für die Arbeit bekäme.

Mulla hingegen behauptet, es sei nie gegen das Gesetz gewesen, dass eine unverheiratete Schwangere die Emirate besucht, solange sie ihr Kind in einem anderen Land zur Welt bringt. Jetzt ginge es allerdings um die Zukunft: "Es geht nicht nur darum, dass wir wie der Rest der Welt sein wollen. Es geht darum, dass die Vision, die schon die ganze Zeit da war, umgesetzt wird", sagt er.

Dies deckt sich mit den Aussagen des Botschafters der Vereinigten Arabischen Emirate in den USA Yousef al-Otaiba, der kürzlich verkündete, dass die Emirate auf dem Weg seien, ein säkulärer Staat zu werden: "Der Weg in die Zukunft beinhaltet, die Religion vom Staat zu trennen."

Quelle: "The Times"

yak

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