Enge und Tumult in der Wuppertaler Schwebebahn, ein kräftiger Schlag gegen die Bahntüren und schon fällt ein vierjähriges Elefantenmädchen zehn Meter tief aus dem Abteil, hinein in das schlammige Wasser der Wupper. Der Sprung endet glimpflich – und mit Zeitungsartikeln, die sich überschlagen. Heute ein historischer Moment für die rheinländische Stadt.
Als "Tuffi" 1946 in Indien geboren wurde, ihre Mutter das Reittier eines indischen Fürsten, da hatte wohl niemand gedacht, dass sie wenige Jahre später das Wahrzeichen einer deutschen Stadt werden würde. Der Zirkusdirektor Franz Althoff reiste in diesen Tagen nach Indien, auf der Suche nach einem menschenfreundlichen Elefanten für seine Arbeit. In der noch jungen Elefantenkuh fand er ein besonders mutiges Exemplar. Wie mutig, das sollte sich bald zeigen.
Ein Sprung aus der Wuppertaler Schwebebahn
Dem Wanderzirkus Franz Althoff diente Tuffi als Werbefigur, die überall für Aufsehen sorgte und keinerlei Angst vor dem Menschen hatte. Sie ließ sich in den Straßenbahnen diverser Städte transportieren, trank den Weihwasserbrunnen in Altötting leer, brachte Bierkisten zu einem Baugerüst in Solingen, nahm an einer Hafenrundfahrt in Duisburg teil und besuchte den Stadtdirektor von Oberhausen im zweiten Stock des Rathauses.
Was soll da noch kommen, fragt man sich. Aber der Einfallsreichtum Althoffs war noch nicht am Ende. Lange stritt er sich mit den Behörden, um Tuffi in der Wuppertaler Schwebebahn transportieren zu dürfen – mit Erfolg. Am 21. Juli 1950 löst er fünf Tickets – eins für sich, vier für das Elefantenmädchen – und schiebt Tuffi zusammen mit einer Vielzahl von Reportern in die Bahn. Immer mehr Menschen strömen hinzu, es wird eng im Abteil. Die Fahrt beginnt und Tuffi wird unruhig. Sie versucht sich zu drehen, aber der Platz reicht nicht aus. Schließlich klettert sie auf eine Sitzbank, die unter der Last zusammenbricht. Ob es die Aufregung und die Enge waren, die Tuffi zu dem Sprung aus der fahrenden Bahn veranlassten, oder schlicht die Geräuschkulisse des fahrenden Zuges – darüber ist man sich bis heute uneinig. Die Landung jedenfalls, geriet überraschend weich im tiefen Schlamm der Wupper und hinterließ lediglich ein paar Schrammen auf der dicken Elefantenhaut.
Tuffi bleibt ein Wahrzeichen
Auch für Zirkusdirektor Althoff nahm die Aufregung ein gutes Ende. Zwar wurde er wegen „fahrlässiger Transportgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung“ zu einer Geldstrafe von 450 D-Markt verurteilt (im Abteil wurden einige Menschen verletzt) aber sein Zirkus konnte sich vor Besuchern nicht mehr retten. Tuffi blieb noch 20 Jahre Althoffs größte Attraktion und wurde schließlich mit der Auflösung des Wanderzirkus' nach Frankreich an den französischen Cirque Alexis Gruss verkauft. Dort starb sie im Alter von 43 Jahren.

Wer heute durch Wuppertal läuft, sieht die Elefantendame noch überall. Der Schwebebahnersatzverkehr "Schwebebahn-Express" nutzt sie als Markenzeichen, ein 2016 im Wuppertaler Zoo geborenes Elefantenmädchen trägt heute ihren Namen und Souvenirshops verkaufen Waren mit Tuffi-Motiven. Die unzähligen Postkarten jedoch, die den legendären Sprung aus der Schwebebahn zeigen, sind Fotomontagen. Keiner der vielen Fotografen hatte im entscheidenden Moment auf den Auslöser gedrückt.
Quellen: Tuffiwuppertal.de, Westdeutsche Zeitung