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Zwei Wochen nach der Flut Lage in den Flutgebieten noch immer kritisch – Ärzte warnen vor Seuchengefahr

Ein Bundeswehrpanzer räumt Schutt weg
Die Bundeswehr hilft mit schwerem Gerät nach wie vor beim Aufräumen, wie hier in Schuld in der Nähe von Bad Neuenahr
© Sascha Schuermann / AFP
In den von der Flut betroffenen Gebieten geht das Aufräumen weiter, gut 2000 Bundeswehrsoldaten sind im Einsatz. Doch die Infrastruktur und die medizinische Grundversorgung geben Anlass zur Kritik. Ärzte schlagen Alarm.

Seitdem die Flut große Zerstörungen in Teilen Deutschlands angerichtet hat, sind mittlerweile zwei Wochen vergangen. Doch noch immer ist die Lage nicht unter Kontrolle. So kritisierten in Rheinland-Pfalz Amtsärzte erhebliche Mängel in der medizinischen Grundversorgung in den Hochwassergebieten. Die Situation sei "nach wie vor erschreckend" und in den betroffenen Regionen herrsche Seuchengefahr, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Gesundheit der Bevölkerung in den Katastrophengebieten sei "massiv bedroht, weil die Infrastruktur nicht funktioniert". Unter anderem seien in einigen Orten Krankenhäuser und Praxen zerstört worden. Teichert, die bis 2012 das Gesundheitsamt im flutbetroffenen Landkreis Ahrweiler leitete, erklärte, dass viele Menschen ohne dringend benötigte Medikamente auskommen müssten. Das sei besonders für Menschen mit Krankheiten wie Diabetes oder Herzleiden ein großes Problem, hieß es in dem Zeitungsbericht. Nun sei es wichtig, mobile Arzteinheiten zu organisieren und in die Orte zu bringen.

Das Hochwasser vom 14. Juli hatte das Ahrtal besonders schlimm getroffen. Zuletzt wurden 134 Tote gezählt. Als vermisst galten nach neuen Informationen 73 Menschen in Rheinland-Pfalz. Die Zahl der Verletzten nach dem Starkregen und den dadurch ausgelösten Sturzfluten war zuletzt mit 766 angegeben worden.

Bundeswehr in den von der Flut zerstörten Gebieten im Einsatz

In den teils völlig verwüsteten Flutgebieten waren nach Angaben der Landesregierungen weiterhin tausende Einsatzkräfte mit der Versorgung der Bevölkerung, Räumarbeiten und Notreparaturen an der Infrastruktur beschäftigt. Allein die Bundeswehr hatte nach eigenen Angaben 2000 Soldaten im Einsatz. In Rheinland-Pfalz konnte die Situation inzwischen in ersten Gemeinden so weit stabilisiert werden, dass Noteinsätze langsam beendet werden. 

Inzwischen ist die neue Behelfsbrücke des Technischen Hilfswerks (THW) in Bad Neuenahr-Ahrweiler fast fertig geworden: Im Laufe des Donnerstags sollte die über die Ahr gebaute Stahlkonstruktion die andere Uferseite erreichen, sagte ein Sprecher vom THW. Voraussichtlich am Samstag werde die 52 Meter lange Brücke eröffnet. Nach Asphaltarbeiten an beiden Seiten für die Zufahrten könne die Brücke dann wohl ab Anfang nächster Woche befahrbar sein.

THW-Behelfsbrücke soll vier Jahre stehen bleiben

Die zweispurige Brücke wird nach Angaben des THW auch für den Schwerverkehr geeignet sein. Sie ist seit vergangenem Wochenende im Bau und nach Angaben des Sprechers die größte Brücke, die das THW bislang in Deutschland gebaut hat. Wenn sie fertig ist, werde sie ein Gewicht von 150 Tonnen haben. Die geplante Standzeit betrage vier Jahre.

Bei der Hochwasserkatastrophe waren im Ahrtal mehr als 60 Brücken zerstört worden. In Bad Neuenahr-Ahrweiler sei nur eine Brücke intakt geblieben, sagte der Sprecher. Die neue THW-Brücke wurde in Bad Neuenahr-Ahrweiler dort gebaut, wo vorher die Landgrafenbrücke gestanden hatte.

Nach Angaben des Sprechers sind derzeit fünf weitere Brücken des THW im Ahrtal geplant: Drei Fußgängerbrücken mit einer Länge von je 40 Metern und zwei weitere Fahrbrücken à je 50 Meter.

Insgesamt stieg die Zahl der Toten nach der verheerenden Flutkatastrophe in Westdeutschland zuletzt auf 181. In Nordrhein-Westfalen gab es nach Angaben von Innenminister Herbert Reul (CDU) inzwischen keine Vermissten mehr. Dort starben bei dem Hochwasser 47 Menschen.

anb DPA AFP

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