In Sachen Wettervorhersage hält man es ja oft und gerne mit den Weisheiten der Landwirte: "Ist der Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass", besagt etwa eine der gängigen Bauernregeln über den 27. Juni. Wird's ein verregneter Sommer oder einen wunderschöner Sonnensommer? Dem Datum wird eine besondere Bedeutung beigemessen. Dumm nur, dass es dieses Jahr an besagtem 27. Juni furchtbar geschüttet hat - und der Sommer mithin Schlimmes erwarten ließ. Die vergangenen Tage schienen den Trend zu bestätigen. In weiten Teilen des Landes regnete es, es wurde kühler, fast schon kalt. Ungemütlich.
Diese Wetterkalamitäten führen natürlich zwangsläufig dazu, dass sich das ganze Land, wer sonst, die existenzielle Carellsche Frage stellen muss: Wann wird's denn endlich wieder Sommer? Und: Wie viel ist auf die Weisheiten der Bauern zu geben? Das betrifft alle - diejenigen, die klammen Fingers in den Büros sitzen und um sonnige Tage am Starnberger See, in Mecklenburg-Vorpommern oder im Schwarzwald, warum nicht?, bangen, und diejenigen, die schon am Starnberger See, in MacPomm oder eben im Schwarzwald sitzen - und traurig in den Prospekten der örtlichen Hallenbäder blättern.
Vergesst die Bauern, der Sommer lebt
All jenen sei nun verkündet: Vergesst die Bauern, der Sommer lebt. Er wird wieder auferstehen. Und zwar bald. Dennoch gibt es nun Trost: "Diese Woche wird es wärmer", sagt Uwe Kirsche, der Profi vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Manfred Wegener vom Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin ist sogar noch optimistischer: "Am Mittwoch wird es sommerlich, und auch das Wochenende wird richtig schön. Es sieht sogar so aus, als würde das warme Wetter bis in den August anhalten", prophezeit der Mann.
Soweit die Breaking News. Und jetzt zu zum Hintergrund. Und hier schneidet der Sommer 2008 im Vergleich gar nicht so schlecht ab, wie er sich derzeit ausnimmt. "Meteorologisch gesehen geht der Sommer von Anfang Juni bis Ende August. Wir haben also etwa Halbzeit, und bisher liegt er von den Temperaturen her sogar etwas über dem Durchschnitt", sagt Kirsche. "Sehr warme Sommer - wie etwa 2003 oder der zur Fußball-WM 2006 - sind eben eher die Ausnahme." Dass der Frühsommer bisweilen eine kleine Pause einlegt, mithin eine Formschwäche offenbar, ist demzufolge normal.
Die meisten Bauernregeln sind unbrauchbar
Und nun zu den Bauern. "Es gibt schon Bauernregeln mit einer Relevanz von 60-70 Prozent", sagt Kirsche. "Der Großteil dieser Regeln ist aber schlicht unbrauchbar." Bei einer Sache ist sich der Mann vom DWD daher sehr sicher: "Ich würde dringend davon abraten, die Urlaubsplanung von Tagen wie dem Siebenschläfer abhängig zu machen." Wegener erklärt, weshalb auf die Bauern wenig Verlass ist: "Mit solchen Stichtagen ist es schwierig. Sie liegen durch eine Kalenderreform eh nicht mehr genau an ihren ursprünglichen Daten", sagt er. Man müsse also die ungefähren Zeiträume betrachten, dann seien die traditionellen Vorhersagen oft gar nicht so schlecht. "Aber häufig sind die Bauernregeln in bestimmten Regionen entstanden und haben so auch nur für ihre Ursprungsregion eine Aussagekraft", sagt Wegener.
Ergo lautet die Frage für das kommende Wochenende nicht, wann denn der Sommer nun endlich wiederkommt, sondern, welcher Badesee in der Umgebung sich am besten eignet. Die Prospekte der Hallenbäder können vorerst getrost beiseite gelegt werden.