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Starlink-Projekt "Das ist nicht cool!" – Astronomen verärgert über Elon Musks Satelliten

Ein Weltraumteleskop vor dem Sternenhimmel. Im kleinen Bild: Elon Musk
Astronomen sind besorgt über das Vorhaben von Elon Musk
© ESA/Philip Pacheco / DPA / AFP
Der Unternehmer und Investor Elon Musk möchte mit dem Projekt Starlink mit Hilfe von hunderttausenden Satelliten Internet auf der ganzen Welt verbreiten. Doch Astronomen sind besorgt über die vielen Satelliten – denn es könnte ihre Arbeit gefährden.

Eigentlich wollten zwei Astronomen in einem Weltraumobservatorium in Chile am vergangenen Montag in die Weiten der Galaxie gucken. Doch daraus wurde leider nichts. Was sie stattdessen durch das Teleskop sahen, waren Satelliten. Genauer gesagt: SpaceX-Satelliten des Tech-Unternehmers und Investors Elon Musk, der auch für sein Elektroauto Tesla bekannt ist.

"Wir hatten in der zweiten Hälfte der Nacht observiert, und dann sahen wir nur all diese Streifen", sagte Cliff Johnson von der Northwestern University in Chicago, einer der beiden Astronomen. "Wir haben zwei und zwei zusammengezählt und siehe da, es ist der Zug aller Starlink-Satelliten", zitiert das Magazin "Forbes" den Wissenschaftler. Auch das Nachrichtenportal "Wired" berichtete.

Astronomin: "Das ist nicht cool!"

Die Astronomin Clarae Martínez-Vázquez schrieb auf Twitter: "Wow!! Ich bin schockiert!! Die riesige Menge an Starlink-Satelliten überquerte heute Abend bei @cerrotololo unseren Himmel. Unsere DECam-Exposition wurde von 19 von ihnen stark beeinflusst! Der Zug der Starlink-Satelliten hat mehr als 5 Minuten gedauert!! Eher deprimierend... Das ist nicht cool!"

Johnson und sein Team machten in einer Nacht circa 40 Aufnahmen vom nächtlichen Himmel. Dabei bewegte sich der Zug von Starlink-Satelliten vor die Linse des Teleskops. Insgesamt brauchten die Satelliten, die dann auch noch im Licht der gerade aufgehenden Sonne funkelten und blitzten. Mitten in der Nacht seien die Satelliten aber nicht sichtbar, da sie in den Schatten der Erde gehüllt seien. Der Morgen ist aber immer noch die Hauptzeit für die Astronomie.

Ziel von SpaceX: 42.000 Staelliten im All

Starlink ist ein Großvorhaben von SpaceX, ein von Elon Musk gegründetes Raumfahrtunternehmen. 42.000 Satelliten sollen in den Orbit geschickt werden, die Hochgeschwindigkeits-Internet auf der ganzen Welt übertragen sollen, so "Forbes". Somit könnten die geschätzten drei Milliarden Menschen weltweit ohne Internetzugang versorgt werden. SpaceX hat aber auch andere große Dinge vor, wie etwa einen Flug zum Mars.

Bislang hat SpaceX nur einen sehr geringen seiner gesamten geplanten Satelliten im All. Ziel sei es aber, alle zwei Wochen Raketenstarts durchzuführen, die die Satelliten in den Weltraum befördern. Ende 2020 sollen es schon 1.500 sein. Die Kosten würden sich auf zehn Milliarden US-Dollar belaufen, so die Nachrichtenseite "BuzzFeed".

Vergangene Woche schickte SpaceX seine zweite Charge von 60 Starlink-Satelliten in den Weltraum. Im Mai dieses Jahres wurde das Programm gestartet. Die Flugkörper wurden in einem langen Zug in einer Höhe von 280 Kilometern eingesetzt, die auch mit bloßem Auge sichtbar ist, wie "Forbes" weiter berichtet. Sie würden jedoch gerade auf ihre Betriebshöhe von 550 Kilometern angehoben, wo sie für Ferngläser und Teleskope weiterhin sichtbar seien, so das Magazin.

Astronomen besorgt über Datenverlust

Satelliten, die das Blickfeld von Teleskopen durchfliegen, kommen häufiger vor. Derzeit würden rund 3.000 aktive solcher Flugkörper die Erde umkreisen. Sie liefern uns Fernsehprogramme, Wetterdaten oder GPS-Daten für Navigation. Wenn die Zahl der Satelliten gering sei oder sie sich langsam bewegten, wären die Probleme geringer. Die ersten bereits gestarteten Starlink-Satelliten seien aber genau das: sie seien schneller, größer und auch noch heller als die meisten Sterne.

Die hellen Lichtreflexionen würden einen Pixelverlust verursachen. Es sei zwar möglich, die Spuren dieser Satelliten mit Bildbearbeitungsprogrammen zu entfernen. Viele Astronomen befürchteten aber einen drastischen Anstieg von künstlichen Lichtpunkten am Himmel, insbesondere wenn mehr und mehr Satelliten ins All geschossen werden.

"Das war ziemlich schockierend für mich, 19 verschiedene Satellitenspuren zu sehen", sagte Astronom Cliff Johnson "Forbes". "Das habe ich noch nie gesehen. Ich denke, dieser Rekord wird noch eine Weile halten." Die Observationen und Daten aus besagter Nacht seien nicht irreparabel. "Fünf Minuten zu verlieren ist nicht so schlimm", sagt Johnson. "Aber wenn es in Zukunft so ist, dass man am Ende 30 bis 60 Minuten verliert, wäre das ein erheblicher Teil unserer Beobachtungszeit in der Nacht. Jede Minute ist wertvoll."

SpaceX ergreift Maßnahmen - Elon Musk schaltet sich ein

Auch die Internationale Astronomische Union (IAU) äußerte sich besorgt über die sogenannten "Satelliten-Konstellationen" und bittet: "Obwohl erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, um die Probleme mit den verschiedenen Satellitenkonstellationen zu lösen, empfehlen wir nachdrücklich, dass alle Beteiligten an dieser neuen und weitgehend unregulierten Grenze der Raumnutzung zum gegenseitigen Vorteil zusammenarbeiten." Die IAU forderte die Behörden außerdem dazu auf, einen Rechtsrahmen zu entwickeln.

Laut SpaceX würden Maßnahmen ergriffen, um die Bedenken von Astronomen auszuräumen, so "Forbes". So sollen in Zukunft die Satelliten schwarz lackiert werden, damit Reflexionen verringert würden. Das Unternehmen könne auch die Satelliten-Konstellationen manövrieren. Auch Elon Musk selbst reagierte in einem Tweet, in dem er schreibt, dass er an Starlink geschrieben habe, dass sie die Reflexion reduzieren sollten.

Ein Problem, welches zusätzlich noch hinzukommt, ist das des "Weltraumschrotts" oder "Weltraummülls", also von alten, nicht mehr funktionierenden Satelliten, Trägerraketen oder anderen künstlichen Objekten, die sich in der Erdumlaufbahn befinden. Sie sind eine Gefahr für andere Satelliten oder Weltraumfahrzeuge, da Kollisionsgefahr besteht. Je mehr Satelliten sich in der Umlaufbahn befinden, desto größer wird diese Problematik.

Quellen: "Forbes", "Wired", "BuzzFeed", Internationale Astronomische Union

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