Es klingt wie ein Drehbuch aus einem Science-Fiction-Roman und ist sicherlich auch nicht ganz ernst gemeint: Forscher der Universität von Utah in den USA haben eine Studie veröffentlicht, in der sie eine potentielle Lösung für den Klimawandel präsentieren. Sie schlagen vor, tonnenweise Staub vom Mond abzubaggern und ihn ins All zu schießen, um damit Teile der Sonnenstrahlen abzudunkeln. Wirklich realistisch wirkt diese Methode aber nicht.
Mondstaub ins All schießen: Forscher stellen potentielle Lösung für den Klimawandel vor
Auch wenn ein solches Projekt wie ein Hirngespinst wirkt, die Wissenschaft setzt sich tatsächlich mit sogenannten "Moonshot"-Projekten auseinander. Der Name geht auf US-Präsident John F. Kennedy zurück, der sich bei einer Rede auf das damalige Apollo-Projekt und das Rennen zum Mond bezog.
Normalerweise wird dieser Name allerdings nicht wörtlich genommen, sondern ist nur ein Name für Projekte, die bahnbrechend wären und vollkommen entkoppelt von finanziellen Zwängen oder anderen pragmatischen Gegebenheiten. Kurz um: in den meisten Fällen sind sie theoretische Modelle, die ohnehin sehr unwahrscheinlich sind, weil sie zu viel Geld kosten, oder die Forschung noch nicht so weit ist, wie sie es sein müsste, um das Projekt zu realisieren.
Einige Forscher sind allerdings mittlerweile so weit, dass sie ein solches Projekt mit Blick auf die Bedrohungen durch den Klimawandel durchaus als notwendig erachten. So auch eine Gruppe theoretischer Astrophysiker um Studienleiter Benjamin C. Bromley von der University of Utah. Sie beschäftigen sich mit sogenanntem "Geo-Engineering". Die Idee dabei: Das Wetter oder die klimatischen Bedingungen auf der Erde künstlich so verändern, dass der Klimawandel abgemildert oder sogar gestoppt werden kann.
Ein Vulkanausbruch als Vorbild
Bereits in zurückliegenden Forschungen stellten Wissenschaftler fest, dass es möglich ist, die Erderwärmung zu verlangsamen – mit einem Sonnenschutzschild. Die Forscher stellten etwa fest, dass sich das Klima durch schwere Vulkanausbrüche abkühlte, weil sich der Himmel durch die Aschewolke verdunkelte und die Sonnenstrahlen die Atmosphäre nicht weiter aufheizen konnten.
Wo findet man aber so viel Materie, dass es auch nachhaltig möglich wäre, die Sonne abzudunkeln? Die Forscher haben darauf eine simple, wenn auch komplizierte Antwort: auf dem Mond.
Mondstaub als Sonnenschutz
"Ein wirklich spannender Teil unserer Studie war die Erkenntnis, dass die natürlichen Mondstaubkörner genau die richtige Größe und Zusammensetzung haben, um das Sonnenlicht effizient von der Erde wegzustreuen", so Bromley.
"Da es viel weniger Energie erfordert, diese Körner von der Mondoberfläche aus zu starten, als dies bei einem Start von der Erde aus der Fall wäre, war die Idee des 'Moonshot' für uns sehr interessant." Um einen aktiven Sonnenschutz aufrechtzuerhalten müssten jedes Jahr Millionen von Tonnen abgebaut, gesiebt und in ein ballistisches Gerät, zum Beispiel eine elektromagnetische Schienenkanone geladen und ins All geschossen werden.
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Diese Abbau- und Projektionsgeräte zum Mond zu bringen, wäre ein "erhebliches Projekt", räumte Bromley ein, und könnte auch die Positionierung einer neuen Raumstation in einem Bereich erfordern, der als L1-Lagrange-Punkt bezeichnet wird und sich zwischen der Erde und der Sonne befindet, um "Staubpakete auf Umlaufbahnen umzuleiten, die so lange wie möglich Schatten spenden könnten".
Forscher betonen: Sonnenschutzschirm wäre kein Ersatz für das Sparen von CO2-Emissionen
Der Mondstaub müsste jedoch kontinuierlich in den Weltraum geschleudert werden, um die globale Erwärmung abzumildern. Andernfalls bestünde die Gefahr eines so genannten "Abkühlungsschocks", bei dem die vorübergehende Abkühlung abrupt beendet und die Welt einer schnellen Erwärmung ausgesetzt werden würde. Bromley betonte, dass diese Science-Fiction-Idee der Forschung kein Ersatz für die vorrangige Herausforderung ist, die Emissionen zur Erderwärmung zu reduzieren.
Ein Patentrezept, um den Klimawandel zu stoppen, ist der Ansatz also nicht. Allerdings betonen die Forscher, dass man in der derzeitigen Lage nichts unversucht lassen sollte, um die Erderwärmung zu verlangsamen: "Nichts sollte uns davon ablenken, die Treibhausgasemissionen hier auf der Erde zu reduzieren", sagte Bromley. "Unsere Strategie ist vielleicht nur ein 'Moonshot', aber wir sollten alle Möglichkeiten ausloten, falls wir mehr Zeit brauchen, um die Arbeit hier zu Hause zu erledigen."
Quellen: Studie University of Utah, The Guardian