Astronomie Forscher entdecken Gletscher auf dem Mars

Schon in den 70ern entdeckten Wissenschaftler auf dem Mars Formationen, die an Gletscher erinnern. Aber die Astronomen wussten nicht, ob es sich tatsächlich um riesige Berge aus gefrorenem Wasser handelt. Nun konnte das Rätsel gelöst werden.

Auf dem Mars gibt es in mittleren Breiten und damit außerhalb der Polregionen große Gletscher aus Wassereis: Sie sind von einer dünnen Gesteinsschicht bedeckt und liegen vor allem an den Hängen steiler Grate, zeigen neue Radarmessungen der Raumsonde "Mars Reconnaissance Orbiter". Die Eisreservoirs sind wahrscheinlich Überreste einer längst vergangenen Eiszeit und wurden durch ihre steinige Decke vor dem Verdampfen geschützt. Bisher haben die Marsforscher um John Holt von der Universität von Texas in Austin das Eis an zwei Stellen an einem Kraterrand auf der Südhalbkugel eindeutig nachgewiesen. Sie vermuten jedoch, dass es sich dabei nur um einen Bruchteil der Gesamtmenge handelt, da entsprechende Oberflächenstrukturen recht häufig vorkommen. Die Wissenschaftler stellen ihre Daten im Fachmagazin "Science" vor.

Schon auf Bildern der Viking-Sonden aus den 1970er Jahren sind in den mittleren Breiten beider Marshalbkugeln, etwa zwischen 30 und 60 Grad nördlicher und südlicher Breite, eigenartige Formationen an den Hängen der Bergmassive zu erkennen: Wie breite gelappte Schürzen umgeben sie die steilen Böschungen und erstrecken sie sich von dort aus in einer sanften Neigung bis zu 20 Kilometer weit. Vor allem die gebogenen, runden Ränder und Furchen lassen diese Strukturen wirken, als wäre ein dickflüssiges Material im Fluss erstarrt. Forscher nehmen daher schon länger an, dass Wasser an ihrer Bildung beteiligt war. Ob es sich dabei allerdings um das massive Eis eines Gletschers oder um eine Gesteins-Eis-Mischung handelt, war bislang umstritten.

Mit dem Bodenradar untersucht

Daher vermaßen Holt und seine Kollegen nun zwei der Schürzenformationen am östlichen Rand des ausgedehnten Hellas-Kraters auf der Südhalbkugel mit einem Bodenradar, über das der "Reconnaissance Orbiter" verfügt. Es kann bis zu 1000 Meter tief in den Boden eindringen und so auch verborgene Eisvorkommen sichtbar machen. Genau die fanden sich auch an den Kraterrändern: Es handelt sich nach Ansicht der Forscher um massives Eis, zum Teil bis zu 800 Meter dick und mit einer Ausdehnung von mehreren Kilometern, das nicht mehr als zehn Prozent Staub- oder Gesteinskörner enthält. Wie tief unterhalb der Oberfläche das Eis liegt, konnten die Wissenschaftler allerdings nicht bestimmen.

Sollte sich bestätigen, dass alle schürzenartigen Strukturen vergrabene Gletscher sind, könnte allein das östliche Hellas-Gebiet genug Eis bergen, um den gesamten Planeten in einer Dicke von 20 Zentimetern zu bedecken, schreiben die Forscher. Insgesamt handele es sich damit bei den Formationen um die größten Wasserreservoirs außerhalb der Polkappen.

Laut James Head, Holts Kollegen, sei jedoch eine Schlüsselfrage noch zu klären - die nämlich, wie das Eis überhaupt dorthin gekommen ist. Am wahrscheinlichsten sei, dass es während einer Phase, in der die Marsachse stärker gekippt war als heute, zu einer Eiszeit gekommen sei und die unterirdischen Gletscher die Reste der globalen Eisschicht sind.

DDP
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