Spätestens 2020 sollen die neuen Raumfähren vom Mond aus zu Flügen bis zum Mars aufbrechen. Eine neue Mars-Erkundungssonde soll schon jetzt nach geeigneten Landeplätzen für Menschen und Roboter suchen. Am 10. August startet die Raumsonde "Mars Reconnaissance Orbiter" (MRO) vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida.
Zahlreiche Belege für Wasser auf dem Mars
Mehrere Marsmissionen haben nach Wasser auf dem Roten Planeten gesucht und auch gefunden. Wasservorkommen könnten die Entstehung von Leben auf dem Mars ermöglicht haben - und von künftigen bemannten Marsexpeditionen genutzt werden.
Erste Mars-Fotos der "Mariner"- und "Viking"-Sonden zeigten geologische Formationen, die auf Wasservorkommen hindeuteten.
Die Sonde "Global Mars Surveyor" entdeckte im Jahr 2000 natürliche Kanäle, die nach Ansicht der Nasa-Forscher nur durch fließendes Wasser entstanden sein konnten.
Der erste direkte Hinweis auf Wasser stammt von der US-Mission "Mars Odyssey". Mit ihrem Gammastrahlen-Spektrometer spürte sie im März 2002 Wasserstoff auf oder unter der Oberfläche nahe dem Südpol auf, die Wissenschaftler schlossen daraus auf eine Wassereisschicht.
Die Mars-Rover "Opportunity" und "Spirit" landeten im Januar 2004 und entdeckten wellenartige Bodenmuster sowie Salz- und Schwefelablagerungen. Die Nasa-Forscher folgerten, dass es sich um einen ausgetrockneten Salzsee handelt.
Die europäische Sonde "Mars-Express" bestätigte im Januar 2004 die Wassereisvorkommen am Südpol und beobachtete erstmals, wie Wasserdampf aus der Marsatmosphäre in den Weltraum entweicht. Auf der Nordhälfte fotografierte sie in diesem Jahr einen Krater, dessen Grund mit Wassereis bedeckt ist.
Mars ist hochattraktiv
Die Nasa beginnt damit einen fünfjährigen wissenschaftlichen Generalangriff auf den Nachbarn der Erde. Der "Mars Reconnaissance Orbiter" wird mehr Daten über den Roten Planeten liefern als alle bisherigen Mars-Missionen zusammengenommen. Am 10. März kommenden Jahres soll sie in eine Umlaufbahn um den Mars einschwenken und im November die wissenschaftliche Arbeit beginnen. An Bord befindet sich die größte hochauflösende Kamera, die von der Nasa je ins Weltall geschickt wurde. Diese megascharfen Augen können aus einer Höhe von 255 bis 320 Kilometer selbst Gesteinsbrocken von der Größe eines Schreibtischs ausmachen.
Der Mars ist nach den Worten von Nasa-Wissenschaftler Michael Meyer vor allem deshalb so attraktiv, weil er der Erde relativ nah ist und auch das Potenzial für Leben haben könnte. Deshalb werde auch nach möglichen Wasser- und Eisvorkommen unter der Mars-Oberfläche gesucht. Zentrale wissenschaftliche Fragen in der Mars-Forschung sind noch ungelöst: Gab es dort Leben? Kann es jemals einen menschlichen Außenposten auf dem Roten Planeten geben? Liefert der Mars nützliche Hinweise auf den Klimawechsel?
Es geht um Wasser
Fest steht nach bisherigen Mars-Missionen, dass die Oberfläche an vielen Stellen durch Wasser geformt wurde. Für Aufsehen sorgte zuletzt eine Spezialkamera an Bord der europäischen Sonde "Mars Express", die nahe dem Nordpol einen großen Krater mit Wassereis aufgenommen hat. "Im Zentrum des etwa 35 Kilometer durchmessenden Kraters sticht das weiße Wassereis deutlich hervor", teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln mit.
Auch für die Nasa geht es um das Wasser. Wo und wie lange war es vorhanden und gibt es heute noch feuchte Stellen, an denen Leben möglich ist? Wissenschaftler vermuten, dass es vor Milliarden oder Millionen von Jahren vor Mikroben auf dem Mars gewimmelt haben könnte, als dieser noch wärmer und feuchter war.
Sonde soll weitere Mars-Missionen vorbereiten
Einschließlich der Startkosten investiert die Nasa nach eigenen Angaben 720 Millionen Dollar (584 Millionen Euro) in ihr neuestes Mars-Projekt. Der Einsatz der Sonde, die sechseinhalb Meter hoch ist und im Durchmesser drei Meter dick, ist bis 2010 geplant.
Mit ihrer Datenflut soll die Sonde weitere Mars-Missionen der Nasa vorbereiten helfen. 2007 geht der "Phoenix Mars Scout" auf die Reise. Der in der Landekapsel eingebaute Roboterarm soll sich rund einen halben Meter tief in die Eisschicht an der Nordpolarkappe eingraben. Ein Mars-Rover neuer Generation, das so genannte "Mars Science Laboratory", folgt 2009. Von 2011 bis 2020 sollen weitere Roboter den Boden für Erdenbürger bereiten. Bevor nach Neil Armstrong, dem ersten Menschen auf dem Mond, ein Astronaut erstmals den Mars betritt, müssen grundlegende Probleme wie Strahlung, Staub, Landeplatz und Energieversorgung gelöst sein.
Hans Dahne, DPA