Die USA wollen in absehbarer Zeit Astronauten zum Mars schicken und eine ständige Raumstation auf dem Mond einrichten. Dies sind nach Informationen von US-Regierungsbeamten die Kernpunkte einer programmatischen Rede, die US-Präsident George W. Bush Mitte nächster Woche halten will.
Die ehrgeizigen Ziele sollen neuen Schwung in das amerikanische Raumfahrtprogramm bringen, das unter einer Serie von Rückschlägen leidet. Zugleich will der Präsident seinen Wahlkampf in diesem Jahr mit einem zukunftsträchtigen Thema besetzen. Bush tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters George, der als Präsident zum 20. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung 1989 ebenfalls die Wiederaufnahme der Mond-Missionen und die Entsendung von Astronauten zum Mars als Ziele für das 21. Jahrhundert genannt hatte.
Roboter statt Menschen
Bush-Sprecher Scott McClellan bestätigte lediglich, dass der Präsident eine Rede zum Raumfahrtprogramm halten werde. Darin werde Bush die Konsequenzen aus der Untersuchung zum Absturz der Raumfähre "Columbia" ausführen. Die Untersuchungskommission hatte eine neue Zielsetzung für die US-Raumfahrt gefordert, der es seit 30 Jahren an einer klaren Vision fehle.
Ein Mitglied der Kommission übte am Donnerstag jedoch Kritik an den bisher bekannt gewordenen Plänen. Statt Menschen sollten die USA lieber mehr Roboter wie die Mars-Sonde "Spirit" ins All schicken, sagte Physik-Nobelpreisträger Douglas Osheroff in einer ersten Reaktion. "Ich glaube, wir sind noch 30 Jahre davon entfernt, den Mars betreten zu können. Und ich weiß nicht, ob es einen Grund gibt, es zu tun", erklärte Osheroff.
NASA-Chef sieht Mars-Roboter als Vorhut für Menschen
Dagegen betrachtet NASA-Chef Sean O’Keefe die "Spirit" und ihre Schwestersonde "Opportunity", die am 24. Januar auf dem Mars landen soll, als Vorhut für eine menschliche Expedition zum Roten Planeten. Wenn Roboter die Bedingungen vor Ort erst ausreichend erforscht hätten, "können wir in absehbarer Zeit auch Menschen schicken", sagte O’Keefe am Mittwoch. Ein bemannter Flug zum Mars werde voraussichtlich mehr als zehn Jahre Vorbereitungszeit erfordern, sagte ein Regierungsbeamter.
Bislang kommt "Spirit" allerdings nicht so voran wie geplant: Die Rampe, über die der Rover von seiner Landebasis aus auf die Marsoberfläche hinunterrollen soll, ist durch seine eigenen Luftkissen blockiert. Die NASA wollte am Donnerstag einen zweiten Versuch unternehmen, die Kissen zu entfernen, die die Sonde bei ihrer Landung abgefedert hatten. Falls dieser Versuch scheitert, müsste "Spirit" über eine Ersatzrampe losfahren.
China plant nächsten bemannten Raumflug 2005
Eine bemannte Raumstation auf dem Mond wäre nach Ansicht von Experten notwendig, um Ausrüstung und Überlebenstechniken für eine spätere Mars-Mission zu testen. Die Kosten einer solchen Station würden nach Ansicht Osheroffs allerdings die Ausgaben für die Internationale Raumstation ISS weit in den Schatten stellen. Das vor 15 Jahren von Bush senior vorgeschlagene Programm hätte nach damaligen Schätzungen rund 500 Milliarden Dollar gekostet.
Neben den USA plant auch China einen Ausbau seines Weltraumprogramms: Nach dem erfolgreichen Flug des ersten Taikonauten im vergangenen Herbst soll 2005 ein Raumschiff mit mehreren Besatzungsmitgliedern ins All starten, wie zwei chinesische Zeitungen am Freitag berichteten. Die US-Pläne wollte China trotz einer Anfrage der Nachrichtenagentur AP nicht kommentieren. Das Außenministerium in Peking gratulierte den USA lediglich zur erfolgreichen Landung der "Spirit".