Raumsonde "Huygens" Der große Fall

  • von Horst Güntheroth
Die europäische "Cassini-Huygens" Sonde soll die bizarre Welt der Saturnmondes Titan erkunden.

Die Sternstunde der europäischen Raumfahrt soll es werden - wenn alles klappt wie geplant. Am Freitag, dem 14. Januar, wird die Esa-Sonde Huygens auf dem wohl interessantesten außerirdischen Ort im Sonnensystem niedergehen und ihn erforschen.

Titan heißt das Ziel

, der größte Mond des Planeten Saturn. Zum ersten Mal überhaupt landet dann ein Raumfahrzeug auf dem Trabanten eines anderen Planeten. Titan ist der einzige bekannte Mond unserer Galaxis mit einer Atmosphäre. Darin, so vermuten Wissenschaftler, geht es zu wie in einer Hexenküche:

Orangefarbenes mattes Licht fällt durch die Wolkendecke, klebriger Dauerregen aus Blausäure rieselt nieder. Ein Meer aus flüssigem Erdgas schwappt um Archipele aus Gestein und Eis. Aus Mooren blubbert Ammoniak. Und ab und zu schlägt ein Komet oder Meteorit ein und versackt gurgelnd im teerartigen Sumpf.

Chemisch ähneln die Zustände auf dem fernen Mond der einstigen Atmosphäre auf der Erde, und vermutlich laufen dort ähnliche Reaktionen ab wie vor Milliarden von Jahren auf unserem Globus. Damals bildeten sich aus einer Ursuppe komplexe chemische Verbindungen, die sich im Laufe der Zeit zu Strukturen arrangierten, aus denen schließlich das Leben entstand. Bei durchschnittlich minus 180 Grad Celsius jedoch dürfte es für eine biologische Evolution auf Titan deutlich zu kalt sein.

Ob das alles wirklich

so ist, wie es sich die Wissenschaftler ausmalen, soll nun Huygens herausfinden. Am 25. Dezember trennte sich die 340-Kilo-Sonde vom Mutterschiff Cassini, das den Saturn umkreist; seither ist sie unterwegs zu Titan. Am 14. Januar wird sie, von Fallschirmen gebremst, durch die Atmosphäre des Mondes schweben. Dabei soll die Kamera an Bord rund 1000 Bilder machen, die Messapparate werden zahlreiche Para-meter registrieren.

Ob das fliegende Labor die Oberfläche intakt erreichen und sogar weich landen kann oder sofort im Untergrund versackt, vermag niemand zu prophezeien. Sollte Huygens heil ankommen, erwarten die Forscher eine Fülle weiterer spektakulärer Ergebnisse.

Höchstens eine halbe Stunde lang wird die Sonde dann noch Daten zur Basis Cassini funken, die sie zur Erde sendet. Dann sind die Batterien von Huygens erschöpft. Und das Mutterschiff ist längst außer Reichweite, hinterm Horizont von Titan verschwunden.

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