3000 Jahre alt Extreme Dürre legt verschollene Stadt am Ufer des Tigris frei

Die Überreste der Jahrtausende alten Stadt
Die Überreste der Jahrtausende alten Stadt
© Universitäten Freiburg und Tübingen
Für die Menschen im Irak ist die aktuelle Trockenheit ein massives Problem. Für Archäologen bot das Austrocknen der Mosul-Talsperre im Norden des Landes jedoch eine unverhoffte Chance.

Der Klimawandel wird derzeit in vielen Teilen der Welt sichtbar. In Indien sorgte extreme Hitze bereits für Todesfälle, in den USA trocknet der Colorado River aus und auch im Irak wird das Wasser knapp. Dort, wo zuvor ein Reservoir Wasser für die Mosul-Talsperre speicherte, erstreckt sich in diesem Sommer eine Sandwüste. Und die hielt eine Überraschung für eine Gruppe von kurdischen und deutschen Archäolog:innen bereit, die in dem Areal arbeiten.

Denn dort, wo sich das Wasser zurückgezogen hatte, fand sich nicht bloß einfach sandiger Untergrund – sondern eine verschollene Stadt, viele tausend Jahre alt. Nach ersten Ausgrabungen datieren die Expert:innen sie auf 1550 bis 1350 vor Christi. Somit sind die überraschend gut erhaltenen Mauern und Fundamente, die die Archäolog:innen entdeckt haben, gut 3400 Jahre alt!

Archäologie: Bronzezeitliche Metropole entdeckt

Ersten Erkenntnissen zufolge könnte es sich um die Stadt Zakhiku handeln, die einst ein wichtiges Zentrum der Mittani-Kultur war. Sie soll direkt am Ufer des Flusses Tigris gelegen haben, eine strategisch günstige Lage. Im Jahr 1350 v. Chr. zerstörte ein schweres Erdbeben große Teile der Stadt und begrub sie unter Geröll, Staub und Steinen. Was für die Menschen damals eine Katastrophe gewesen sein muss, ist für die Archäolog:innen ein Glücksfall – vermutlich hat diese Schicht aus Schutt die Mauern und Fundamente während der folgenden Jahrhunderte vor den Einwirkungen der Umwelt geschützt.

Bereits 2018 war während einer Trockenperiode der Palast der Stadt sichtbar geworden und von Expert:innen aus dem Irak sowie aus Freiburg und Tübingen untersucht und dokumentiert worden. Dass er zu einer ganzen Stadt gehörte, war damals aber noch pure Spekulation. Nun konnten außerdem eine Lagerhalle, eine Art Industriegebiet mit Werkstätten sowie Türme und Schutzmauern. Besonders wertvoll für das Verständnis der Mittani-Kultur dürften zudem mehrere beschriftete Tontafeln sein. "Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass diese Cuneiform-Tafeln, die aus ungebranntem Ton hergestellt wurden, so eine lange Zeit unter Wasser überstanden haben", staunt Peter Pfälzner von der Universität Tübingen.

Um die Überreste der bronzezeitlichen Stadt zu schützen, wenn der Wasserpegel wieder steigen sollte, wurden zahlreiche Mauerreste nun in Kunststoffolie verpackt.

Quelle:  "Euronews"

wt

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