Geoforscher Tsunamis gefährden auch Europa

Als vor knapp hundert Jahren ein Erdbeben im Mittelmeer eine Springflut auslöste, starben im italienischen Messina um die 80.000 Menschen. Lehren wurden daraus nicht gezogen: Warnsysteme existieren dort bis heute nicht.

Der Geowissenschaftler Rainer Kind hält eine Flutkatastrophe wie zuletzt im Indischen Ozean prinzipiell auch im Mittelmeer für möglich. Warnsysteme existieren dort ebenfalls nicht, sagte der Professor vom Geoforschungszentrum Potsdam am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk. Er kritisierte das als fahrlässig. "Das letzte große Beben war 1908 in Messina, wo um die 80.000 Menschen umgekommen sind, durch das Erdbeben und durch den sich anschließenden Tsunami", sagte Kind. Alle Überwachungssysteme, die es auf der Erde gebe, seien nach großen Katastrophen eingerichtet worden. "Ich glaube, es wäre angebracht, für das Mittelmeer an ein solches Warnsystem zu denken, bevor die nächste Katastrophe passiert", mahnte der Wissenschaftler.

Auch nach Ansicht des Risikoforschers Gerhard Berz kann sich Europa nicht vor einem Tsunami sicher fühlen. "Im Mittelatlantischen Rücken gibt es starke vulkanische Aktivität. Auch wenn es dort zu einem Meteoriteneinschlag kommt, könnte das bei uns eine gewaltige Flutwelle auslösen", warnt der Leiter der Abteilung Georisikoforschung der Münchner Rückversicherung in der Wochenzeitung "Die Zeit". Er fordert den Aufbau eines Frühwarnsystems: "Dafür sollte man schnell ein weltweites Warnnetz installieren und auch den Atlantik nicht vergessen", betont Berz.

AP · DPA
AP/DPA

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