Internationaler Vergleich Patente deutsche Erfinder

Das Selbstbewusstsein der Deutschen in puncto Erfindungen ist oft angeknackst - vollkommen zu Unrecht, denn deutsche Erfinder stehen europaweit auf Platz eins.

Der Erfindergeist hier zu Lande hat vom Airbag bis zur Zahnpasta viele überragende Erfindungen hervorgebracht, die jeder kennt - aber von denen kaum einer weiß, woher sie stammen. Auto, Fernseher und Telefon gehören eher zu den bekannteren Geistesblitzen deutscher Herkunft. Aber wer weiß schon, dass die Idee für einen Kaffeefilter von Melitta Bentz im Jahre 1908 entstand, als sie einst die Löschblätter aus den Schulheften ihrer Kinder zweckentfremdete. Nach einigen Verfeinerungen stellte der Familienbetrieb von 1912 an Filterpapier und von 1937 an Filtertüten her. Heute beschäftigt das von den Enkeln geführte Unternehmen 3800 Mitarbeiter.

Negative Selbstwahrnehmung

Im vergangenen Jahr meldeten deutsche Tüftler 23.044 Patente beim EPA an. Im weltweiten Vergleich liegen sie laut EPA hinter den USA auf Platz zwei. Dennoch zeigen sich die Deutschen laut einer Umfrage des Forsa-Institutes lediglich in den Bereichen "Umweltschutz" und "soziale Absicherung" einigermaßen überzeugt von der eigenen Innovationskraft und beurteilen Deutschland als "gut". In allen anderen Bereichen ist die Selbstwahrnehmung schlechter als das Deutschlandbild des Auslandes. Das Gütesiegel "Made in Germany" werde weltweit in positiver Weise mit dem Standort Deutschland verbunden, sagt der Sprecher der Initiative "Partner für Innovation", Lars Heitmüller.

Mit ihrem Taschenbuch "Deutsche Stars - 50 Innovationen, die jeder kennen sollte" stellt die Initiative - ein Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft - Erfindungen aus Deutschland vor, die zu Weltruhm gelangten. Damit will sie die Deutschen aus ihrer wenig selbstbewussten Ecke herauslocken. "Wer eine Idee vermarkten will, der braucht Mut und Begeisterungsfähigkeit. Beides fehlt den Deutschen leider häufig", sagt Heitmüller.

Zahnpasta "made in Germany"

Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Zahnpasta in Deutschland erfunden wurde? Ideengeber für die Hygiene im Mund ist der Dresdner Apotheker Ottomar von Mayenburg gewesen. 1907 hat er mit Mundwasser, Zahnpulver und ätherischen Ölen experimentiert und schließlich die Zahnpasta entwickelt. Auf der ersten internationalen Hygieneausstellung 1911 in München wurde seine Chlorodont-Zahnpasta mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Auch neuere Erfindungen wie das 1997 entwickelte "C-Leg" gehen auf das deutsche Erfinder-Konto. Dabei handelt es sich um ein künstliches mikroprozessorgesteuertes Kniegelenk, das Trägern von Beinprothesen das Treppensteigen und Spazierengehen erleichtert. 50 Mal pro Sekunde werden über Sensoren und einen Mikroprozessor die zur Fortbewegung wichtigen Daten überprüft. Das erste vollständig Mikroprozessor-gesteuerte Kniegelenk der Otto Bock HealthCare GmbH ermöglicht die bisher größtmögliche Annäherung an das natürliche Gehen.

Dübel-Erfinder unterstützt Initiative

Zu den modernen Erfindungen zählen auch die sogenannten Twin-Aufzüge für Hochhäuser. 2002 entwickelte der Industriekonzern ThyssenKrupp die übereinander angeordneten Kabinen, die unabhängig voneinander einzelne Etagen anfahren können. Aber auch Klassiker wie Jeans, Bier, Aspirin, das Spiel "Mensch ärgere Dich nicht", die Glühbirne und der Dübel gehören zum großen Fundus deutscher Erfindungen.

Der 85-jährige Artur Fischer, der Ideengeber des witterungsfesten Nylon-Dübels, ist einer der rund 300 Experten, die die Initiative unterstützen. "Jeder Baustein ist wichtig, um die Menschen zu bewegen, Neues zu entwicklen - denn das ist letztlich ein wesentlicher Schritt, um Arbeitsplätze zu schaffen", sagt Fischer.

Nicola Korte/DPA

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