KRIMINALITÄT Der Handel mit Elefanten bleibt ein Mammutgeschäft

Der Handel mit Elfenbein ist seit 1990 offiziell verboten. Dennoch blüht das - illegale - Geschäft nach wie vor. Tragisch vor allem für den Elefanten-Nachwuchs.

Nur langsam hat sich Saraa von ihrem Trauma erholt. Dorfbewohner hatten das sechs Monate alte kenianische Elefantenbaby schreiend in einem Wasserloch entdeckt. Von seiner Mutter keine Spur. »Vermutlich«, meint ihr Pfleger »wurde sie von Wilderern getötet.« Saraa ist nur eines von Dutzenden Dickhäuter-Babys, die Unterschlupf im Daphne-Sheldrick-Waisenheim im Nationalpark der kenianischen Metropole Nairobi finden. Rund 300 Meter entfernt ließ Präsident Daniel arap Moi 1989 einen Berg beschlagnahmten Elfenbeins im Wert von 760.000 US-Dollar (862.000 Euro) verbrennen. Während der kalte Aschefleck dort weiter als Mahnmal gegen die Elefantenwilderei prangt, geht der Welthandel mit Elfenbein nach einer neuen Studie der in London ansässigen Organisation »Rettet die Elefanten« dramatisch weiter.

Elfenbein noch immer begehrt

»Hauptverantwortlich für diesen Handel sind der gute Erlös, der sich mit Elfenbein machen lässt, die hohe Armut in den betroffenen Ländern und die weit verbreitete Korrumpierbarkeit von Militärs und Regierungsvertretern«, erklärte Mitverfasser Esmond Martin in Nairobi. Während der Kilopreis für Stoßzähne in Asien bei 250 US- Dollar liege, betrage er in Afrika ein Fünftel. Die Nachfrage nach afrikanischen Stoßzähnen sei entsprechend hoch. Der größte Anteil des Elfenbeins »out of Africa« gehe nach China, Thailand, Vietnam und andere asiatische Länder. »Keine dieser Regierungen hat offenbar Kontrolle über den Elfenbeinmarkt«, meint Martin. »Häufig sind Diplomaten in die Geschäfte verwickelt.«

Dabei ist der Handel mit Elfenbein seit 1990 nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) verboten. Auf der Cites-Konferenz 1997 in Harare (Simbabwe) hatten Namibia, Botswana und Simbabwe die Genehmigung für einen so genannten kontrollierten Handel erwirkt. Der eingeschränkte Schutz war im Jahr 2000 von den Cites-Delegierten noch einmal bestätigt worden. Im November dieses Jahres steht die erneute Cites-Abstimmung an.

»Solange es einen Markt für Elfenbein gibt, wird dies auch Wilderei und illegalen Handel fördern«, erklärte kürzlich auch der südafrikanische Direktor des Internationalen Tierschutzfonds, Jason Bell in Kapstadt. Erst im Januar war der Polizei in Tansania der seit Jahren größte illegale Elfenbeinfang ins Ermittlungsnetz gegangen. Im Hafen von Daressalam stellte sie 1.255 Stoßzähne gewilderter Elefanten sicher. Noch immer ist ungeklärt, woher die Beute stammt.

Elefantenzahl um ein Drittel geschrumpft

Während in einigen asiatischen Ländern über die vergangenen zehn Jahre drei Viertel der Elefantenpopulation durch Wilderei ausgelöscht worden ist, schrumpfte der Bestand der afrikanischen Elefanten seit 1970 von zwei Millionen auf höchstens 600.000. Ein Problem, das viele Tierschützer sehen, sind die unterschiedlichen Jagdrichtlinien in diesen Ländern. Anders als etwa in Kenia, wo Großwildjagd seit 1977 verboten ist, erlaubt das Nachbarland Tansania den so genannten kontrollierten Abschuss von Elefanten, Löwen und Co.

Lukrative Einnahmequelle: Touristische Großwildjagd

Mit »Safari Hunting« lockt dort etwa das Loliondo-Reservat an der kenianischen Grenze. Ein Offizier der Vereinigten Arabischen Emirate erstand das tierreiche Gebiet, das die ehemaligen britischen Kolonialherren als königliches Jagdrevier ausgewiesen hatten. Die Touristen auf Jagd nach großen Tieren sind für die tansanische Regierung dicke Fische: 1.600 US-Dollar müssen sie für jeden Tag im Reservat in die Staatskasse zahlen. »Das verkaufte Produkt ist das Erlebnis, ein Tier zu jagen, es zu erlegen und anschließend eine Trophäe mit nach Haus zu bringen«, heißt es in einem Schreiben der tansanischen Wildbehörden (Tawico). Während das Abschießen eines Elefanten noch weitere 4.000 US-Dollar und das eines Löwen oder Leoparden 2.000 kostet, ist ein Büffel für 600 US-Dollar im Angebot.

Antje Passenheim

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