Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit? Hoffentlich bald, denn Schnee an Weihnachten wäre schön. Doch Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach muss diese Hoffnung enttäuschen: "Ob und wo es in Deutschland an Weihnachten schneit ist noch ungewiss". Wegen der milderen Temperaturen kurz vor den Festtagen können die Meteorologen keine sichere Vorhersage machen. In Bayern und vor allem in höheren Lagen stehen die Chancen für eine weiße Weihnacht jedoch besser. "Ab 500 Metern wird es mit großer Wahrscheinlichkeit schneien", meint Gerhard Hofmann, Leiter der Klimaabteilung des DWD in München.
Generell ist Schlittenfahren an Weihnachten ein seltenes Vergnügen. Der Dezember bringt kaum Schneewetter. "Nur an 15 Prozent aller Weihnachten schneit es", weiß Kirsches Kollege Gerhard Lux. Daran ist der zu Weihnachten typische Westwind Schuld, denn er bringt milde Temperaturen und Regen. "In Deutschland gibt's eher grüne Weihnachten oder matschig-graue", erklärt Lux.
Selten Schnee in Hamburg und Aachen
Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach hat für den Zeitraum vom 24. bis 26. Dezember die Schneewahrscheinlichkeit in den letzten Jahren zusammengefasst. Demnach können sich die Bayern und Ost-Deutschen glücklich schätzen. In München schneit es alle drei Jahre zu den Festtagen, in Dresden immerhin noch alle vier Jahre. Die weiße Pracht verwöhnt die Frankfurter nur alle acht Jahre. Noch schlechter sieht es in Hamburg und Aachen aus: Einmal in zehn Jahren sind hier die Weihnachten weiß.
Früher gab es Weihnachten mehr Schnee. Oder etwa nicht? Stimmt nicht, sagt Kirsche. "Trotz Klimaerwärmung ist Schnee an Weihnachten statistisch gesehen in den letzten Jahrzehnten nicht weniger geworden. Extreme Temperaturen behält man eher in Erinnerung, als das normale Matsch-Wetter", meint Hofmann.
Weniger Schnee im Winter
Ganz anders sieht es jedoch mit der allgemeinen Schneewahrscheinlichkeit im Winter aus. "Im bundesweiten Trend gehen die Schneetage zurück", sagt Kirsche. Zwar hat der DWD keine flächendeckenden Daten, kann aber Stichproben für einige Städte anführen. In den 80er Jahren war München an 52 Tagen im Jahr in eine Schneedecke gehüllt. Mittlerweile sind es nur noch 33 Tage. In Frankfurt schrumpften die 30 Schneetage in den 60ern auf heute 15 Tage. Die Einwohner von Dresden mussten im selben Zeitraum auf jährlich zehn Schneetage verzichten. Sie haben aber immerhin an 45 Tagen eine weiße Winterlandschaft. Die Hamburger haben 25 Tage im Jahr mit Schnee, 1935 waren es noch 32.
In den letzten 100 Jahren ist die Temperatur um knapp ein Grad Celsius gestiegen. Auf den ersten Blick wirkt das nicht sonderlich dramatisch. Aber wenn man sich folgende Zahlen vor Augen führt, sieht das anders aus. Die Durchschnittstemperatur im Winter beträgt 0.2 Grad Celsius. Vergangenes Jahr lag die Temperatur bei durchschnittlich zwei Grad über Null. "Seit 1998 sind die Winter immer relativ warm", sagt Kirsche. Er vermutet, dass die globale Klimaerwärmung dafür verantwortlich ist.
Gletscher schmelzen, aber mehr Schnee in den Alpen
Tatsache ist, dass die Klimaerwärmung den Gletschern zu leibe rückt. Paradoxerweise sorgen die wärmeren Temperaturen für mehr Schnee in den Alpen. "In milderen Winter gibt es generell mehr Niederschlag". Während im Tal Schirme angesagt sind, heißt es in höheren Lagen "Ski heil". Dort geht der Niederschlag nämlich als Schnee nieder. "Ab einer Höhe von 1300 bis 1400 Metern nimmt die Dauer und die Höhe der Schneedecke zu", erklärt Hofmann.
Dennoch ist das keine Entwarnung für das ewige Eis in den Alpen. Die steigenden Temperaturen in den Sommermonaten lassen die Gletscher schmelzen wie ein Wassereis am Stil. "Das bisschen Mehr an Schnee rettet nicht über den Sommer hinweg", sagt Hofmann. Dafür wären schon mehr Kälteeinbrüche statt anhaltender Hitze nötig. Schlechte Karten, meint der Kieler Klimaforscher Mojib Latif. Er rechnet damit, dass die Temperaturen bis 2050 noch mal um mindestens ein Grad steigen.