Seehunde fühlen sich wohl im niedersächsischen Wattenmeer. Dort tummeln sich so viele Seehunde wie lange nicht. Das mag auch am Zustand des Meeres liegen. Denn die deutschen Küstengewässer sind relativ gesund, haben US-Forscher in einer Studie herausgefunden.
Die Wissenschaftler beurteilten Deutschland in acht der zehn Kategorien positiv. Die Kriterien Erholung sowie Nahrungsmittelversorgung aus dem Meer schnitten in Deutschland zwar sehr schlecht ab. Doch besonders gut bewerteten die Forscher der Universität von Kalifornien (Santa Barbara) deutsche Küstengewässer unter anderem als Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für verschiedene Tierarten. Auch der Küstenschutz sei hervorragend, berichten sie im Fachjournal "Nature". Daher gaben die Forscher Deutschland 73 von 100 Punkten.
Gesundheitscheck für 170 Küstenregionen
Für ihre Studie machten die Forscher mit rund 170 Küstenregionen eine Art Gesundheitscheck. Dafür bewerteten sie zum Beispiel Ernährungssicherung, Wasserqualität, biologische Vielfalt, Tourismus und Freizeit oder die Kohlenstoffspeicherung in den Gewässern mit unterschiedlichen Punktzahlen.
Das Ergebnis des Checks: Insgesamt kränkeln die Ozeane. Wie Deutschland schnitten auch fast alle Küstenländer schlecht bei der Nahrungsversorgung aus dem Meer und bei den Erholungsmöglichkeiten ab. Daher erreichten die Weltmeere auf einer Gesundheitsskala von Null bis Hundert nur 60 Bewertungspunkte.
Die höchste Wertung erhielt die unbewohnte Jarvisinsel im südlichen Pazifik. Sie bekam 86 Punkte. Über 70 Punkte - wie Deutschland - erzielten nur fünf Prozent aller beurteilten Länder, unter anderem die Seychellen mit 73 Punkten. Die USA erzielten 63, Großbritannien 61, China 53 und Australien und Russland jeweils 67 Punkte.
Obwohl die Ozeane um die Industrieländer nach Angaben der Forscher besser waren als Entwicklungsländer, gab es auch überraschende Resultate: Das Entwicklungsland Surinam schnitt mit 69 Punkten gut ab. Polen erreichte mit nur 42 Punkten ein besonders schlechtes Ergebnis.
Die Forscher hoffen, mit ihrem Punktsystem eine neue Informationsquelle geschaffen zu haben. Demnach könnte es künftig ein wichtiges Werkzeug sein, um Lösungen zu finden, die die Meere nachhaltig schützen und gleichzeitig menschliche Interessen umsetzen.