Vier Monate lang hat eine Wanderratte eine Gruppe von Wissenschaftlern genarrt: Trotz intensivster Fangversuche gelang es nicht, das Tier einzufangen. Die Ratte schwamm dabei sogar 400 Meter über das Meer von einer Insel zur nächsten, berichten die neuseeländischen Forscher im Fachblatt "Nature". Dies zeige eindrucksvoll, dass herkömmliche Methoden zur Beseitigung von Ratten bei einer kleinen Anzahl von Tieren nicht funktionierten - eine Erkenntnis, die auch für den Schutz von Inseln vor unerwünschten Eindringlingen hilfreich sei. Denn Ratten sind Schädlinge: Sie vermehren sich rasant und können Krankheiten übertragen.
Obwohl bekannt sei, dass Wanderratten bis zu 600 Meter schwimmen können, sei bislang noch nie beobachtet worden, dass sie längere Strecken in offenem Gewässer zurücklegen, schreiben die Forscher um James Russel von der University of Auckland.
Die Wissenschaftler hatten die männliche Wanderratte (Rattus norvegicus) absichtlich auf der unbewohnten Insel Motuhoropapa nordöstlich von Neuseeland ausgesetzt. Sie wollten untersuchen, wie man das Tier am besten wieder einfängt. Um die Ratte eindeutig identifizieren und auffinden zu können, hatte man ihr zuvor eine DNA-Probe entnommen und sie zudem mit einem Funksender versehen.
Selbst Suchhunde scheiterten
Die Ratte erkundete zunächst die gesamte, neuneinhalb Hektar umfassende Insel, bevor sie sich nach vier Wochen in einem etwa einen Hektar großen Areal niederließ. Alle Versuche, sie dann mit Hilfe von verschiedensten Fallen zu fangen, scheiterten. Auch speziell trainierte Suchhunde waren bei der Jagd erfolglos.
Nach zehn Wochen tauchte die Ratte schließlich auf der 400 Meter entfernt gelegenen Insel Otata auf. Auch dort mühten sich die Wissenschaftler noch einen Monat lang vergebens, sie zu fangen. Erst einem Köder aus frischem Pinguinfleisch konnte die Ratte scheinbar nicht widerstehen: Sie tappte in die Falle und starb.
Wenn Ratten oder andere Nagetiere in neue Lebensräume eindringen, etwa auf eine Insel, stellen sie eine Gefahr für das dortige Ökosystem dar. Wissenschaftler hatten schon häufiger beobachtet, dass eine Ausrottung ausgesprochen schwer ist, wenn erst wenige Exemplare in einen neuen Lebensraum eingedrungen sind.