Studie Aids-Impfstoff wird in Deutschland getestet

Auf dem Weg zu einer wirksamen Aids-Impfung starten deutsche Wissenschaftler jetzt eine erste Studie. In Bonn und Hamburg erhalten Freiwillige in einem ersten Untersuchungsabschnitt einen HIV-Impfstoff, der an Affen wirksam war.

Auf dem Weg zu einer wirksamen Aids-Impfung wollen Wissenschaftler in Deutschland jetzt einen weiteren Schritt machen. In Bonn und Hamburg erhalten Freiwillige in einem ersten Untersuchungsabschnitt (Phase I-Studie) einen HIV-Impfstoff. Bei einem Versuch mit Affen habe der Impfstoff mit der Bezeichnung "tgAAC09" im Immunsystem sowohl Antikörperantworten als auch eine Stimulation der so genannten Killerzellen bewirkt, sagt Jan van Lunzen, der die Studie am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) leitet.

Impfstoff bei Affen erfolgreich

"Wir wollen auf keinen Fall den Eindruck erwecken, der Impfstoff sei sicher wirksam", sagte der 40 Jahre alte Wissenschaftler, der gerade im Habilitationsverfahren steckt. Die Versuchsaffen waren nach der Impfung nicht hundertprozentig geschützt, sie hatten aber nach einer HIV-Infizierung deutlich weniger Viren im Körper und blieben am Leben. Die nicht geimpften Tiere starben. Bei dem wahrscheinlich im März beginnenden Impfversuch an nicht HIV-infizierten Menschen mit geringem Ansteckungsrisiko solle vor allem die Frage der Verträglichkeit geklärt werden. Geplant sei eine Teilnehmerzahl von etwa 50 Menschen im Alter von 18 bis 60 Jahren.

Die Probanden sind überwiegend Medizinstudenten, die sich auf einen Aushang am Schwarzen Brett der Universität gemeldet haben. "Im Prinzip ist die Studie schon voll", sagt van Lunzen. "Ich habe bei allen das Gefühl, dass sie aus ganz uneigennützigen Gründen teilnehmen." Zwar gebe es eine kleine Aufwandsentschädigung, aber das hätten die Interessenten bei ihrer Bewerbung nicht gewusst.

Zu Beginn der Studie - vor der einmaligen Impfung - werden die Teilnehmer gründlich untersucht und während der insgesamt 13 Monate langen Forschung regelmäßig von Ärzten begutachtet. "Eine Infektion mit HIV ist absolut ausgeschlossen", versichert van Lunzen. Der Impfstoff besteht aus einfachen so genannten Adeno-Assoziierten Viren (AAV), aus denen der größte Teil der Erbinformationen (DNA) herausgenommen und durch künstlich hergestellte DNA mit einem kleinen Teil DNA aus einem Aids-Virus ersetzt wurde. Die Viren aus dem Impfstoff sind nicht in der Lage, sich zu vermehren. Ein Teil der Versuchsgruppe bekommt einen Scheinwirkstoff (Placebo).

Deutschland wurde gezielt für die Studie angesprochen

Initiator der Studie ist die Internationale Aids-Impfstoff- Initiative IAVI mit Hauptsitz in New York, die sich die Bekämpfung der HIV-Infektionen besonders in Entwicklungsländern zum Ziel gesetzt hat. Daher liege diesem Versuch der im südlichen Afrika verbreitete HIV-Subtyp C zu Grunde, sagte van Lunzen. Der Impfstoff wurde im Children Research Institut in Ohio entwickelt. "Wir fühlen uns verpflichtet, etwas zu tun, gegen das Desaster in der Dritten Welt." Nach IAVI-Angaben werden weltweit mehrere Impfstoffe erprobt - bisher jedoch ohne greifbare Erfolge. Insgesamt sind mehr als 40 Millionen Menschen mit HIV infiziert, das Aids (Erworbenes Immun-Schwäche- Syndrom) verursacht - rund drei Viertel davon in Afrika.

Warum Deutschland für die Studie ausgewählt wurde? "Wir sind gezielt angesprochen worden", wir haben uns nicht beworben", sagte van Lunzen. Deutschland und auch Belgien, von wo der Impfstoff komme, hätten eine lange Tradition bei der Impfstoffentwicklung.

Sönke Möhl, DPA

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