Klimawandel verstärkt Trends, ist aber nicht einzige Ursache
Todbringende Fluten in Europa und Asien, Dürre in Amerika: Meldungen über Wetterkatastrophen hört man derzeit täglich, und viele Menschen fragen sich, ob das alles noch normal ist. Die Flutkatastrophen in Europa seien »ganz sicher ungewöhnlich dahingehend, dass sie nur einmal in hundert Jahren auftreten«, erklärt der Wissenschaftler James Hurrell vom Nationalen Atmosphärischen Institut der USA. Und sein Kollege Jay Lawrimore vom Klimadaten-Zentrum fügt hinzu: »Solche Ereignisse gab es schon in der Vergangenheit. Und es wird sie auch in der Zukunft geben.«
Lawrimore warnt davor, »nur ein einziges Ereignis oder eine Reihe von Ereignissen zu sehen und das auf den Klimawandel zurückzuführen«. Betrachte man die Auswirkungen des Klimawandels langfristig, so seien zwangsläufig extreme Ausprägungen des Wetters zu erwarten - mehr Dürrekatastrophen, mehr Überflutungen. »Wir haben herausgefunden, dass es in den vergangenen 50 bis 100 Jahren einen Trend zu heftigeren Niederschlägen gegeben hat; wenn wir also Ereignisse wie die jetzigen sehen, überrascht uns das nicht«, sagte Lawrimore.
Auch Hurrell will einzelne Ereignisse nicht mit der globalen Erwärmung verknüpft sehen. Er weist darauf hin, dass bei einem globalen Klimawandel feuchte Regionen noch feuchter würden, trockene dagegen noch trockener. Es gebe also auf der einen Seite mehr Dürren und auf der anderen vermehrte Wasserverdunstung mit darauf folgenden heftigen Niederschlägen.
Jet-Stream hat sich weiter nach Süden geschoben
Gibt es aber einen bestimmten Grund für die Überflutungen in Europa während der vergangenen Wochen? Hurrell führt die so genannten nordatlantischen Schwankungen an, ein Wetterphänomen, bei dem sich Hoch- und Tiefdruckgebiete über Nord- und Südeuropa abwechseln. Üblicherweise dominiere im Sommer Hochdruckeinfluss über Südeuropa und bringe mildes, warmes Sommerwetter mit sich. In den vergangenen Wochen hätten sich die Zentren jedoch verschoben und Tiefdruckgebiete in den Süden gebracht - und damit stürmisches Regenwetter.
Lawrimore berichtete auch von einer Verlagerung des so genannten Jet-Streams - das sind schnelle Windströmungen hoch oben in der Atmosphäre, die das Wetter auf dem gesamten Globus beeinflussen. Der Jet-Stream habe sich weiter nach Süden geschoben als üblich und dadurch Tiefdruckgebiete mit sich gebracht.
Auch in China gibt es derzeit ungewöhnliches Wetter mit tödlichen Überschwemmungen in eigentlich trockenen Regionen. Experten der chinesischen Regierung sehen die Ereignisse als ungewöhnlich starke Ausprägung der globalen Erwärmung. »Der globale Klimawechsel hat diese extremen Ereignisse verursacht«, sagte Ding Yuhui, Berater im staatlichen Wetteramt. »Er hat eine Menge extremer Bedingungen hervorgerufen und Wetterphänomene, die eigentlich Ausnahmeerscheinungen sind, verstärkt«.
In den USA sind seit 1998 mehrere Regionen von einer lang anhaltenden Dürre betroffen, die allerdings nicht so schlimm ist wie die Trockenperiode in den 1930er Jahren. »Hier wirken verschiedene Faktoren zusammen, es ist wirklich schwierig, sie alle zu genau festzulegen«, sagte Lawrimore. Regenreiche Stürme hätten in den vergangenen Jahren nicht wie üblich den Südwesten der USA erreicht, mangels Niederschlägen gebe es dort und im Westen des Landes diese lang anhaltende große Trockenheit.