Kondome aus Schafsdarm sind dick wie Butterbrotpapier und riechen streng. Große Marktchancen hat dieses Produkt wohl nicht - im Gegensatz zu anderen neuen Verhütungsmitteln, die laufend auf den Markt drängen: ein Hormon spendendes Stäbchen im Oberarm, ein empfängnisverhütendes Pflaster oder eine Kreuzung aus Pille und Spirale. Was davon sinnvoll ist, ist eine sehr individuelle Frage, meint der Berufsverband der Frauenärzte: »Die eine Methode für alle gibt es nicht.«
Schrank voller »Verhüterlis«
In Maria Hettenkofers Zimmer bei Pro Familia in Frankfurt am Main steht ein mannshoher Schrank. Er ist bis obenhin gefüllt mit »Verhüterli« aller Art. »Da kommt immer wieder was dazu«, sagt die Frauenärztin und greift ins Sortiment. Was sie zu Tage fördert, sind meist Varianten bekannter Verfahren: Latex-freie Kondome, Diaphragmen für Allergiker, sogar ein Kondom für Frauen: Das »Femidom« ist doppelt so groß ist wie die Männer-Variante und wird von zwei weichen Plastikringen aufgespannt.
Ring bringt Sicherheit
Mit Hormonen arbeiten dagegen zwei Produkte, die noch nicht in Deutschland erhältlich sind. Ein Hormon spendender Ring (»NuvaRing«) und ein Hormon spendendes Pflaster. Den Ring trägt die Frau drei Wochen im Monat im Körper und nimmt ihn dann eine Woche lang heraus. Auf einem Kongress über Empfängnisverhütung in Genua wurden kürzlich Studien vorgestellt, nach denen der Ring so sicher wie eine Mikropille ist. Der NuvaRing soll nach Recherchen der »Ärzte Zeitung« im nächsten Jahr zugelassen werden.
Pflaster zur Verhütung
Ebenfalls noch nicht zugelassen ist das empfängnisverhütende Pflaster, das in den USA unter dem Namen »evra« vertrieben wird. Drei Wochen lang lässt die Frau es auf der Haut, eine Woche lang pausiert sie, wie der Hersteller berichtet. Solche Pflaster werden nach Angaben des Berufsverbandes der Frauenärzte bereits in den Wechseljahren eingesetzt. Ring, Pflaster und eine ebenfalls Hormon spendende Kreuzung aus Pille und Spirale, die bereits seit fünf Jahren auf dem Markt ist, sind gut für Frauen, die ihre Pille gern mal vergessen. Sie können sich seit rund zwei Jahren auch ein kleines Hormon spendendes Stäbchen (»Implanon«) in den Oberarm setzen lassen.
Pille auf Platz Eins
Verhütungsmittel Nummer eins in Deutschland ist und bleibt die aber Pille. 58 Prozent der verhütenden Frauen zwischen 20 und 44 Jahren nehmen sie. Das hat eine von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung in Auftrag gegebene repräsentative Befragung aus dem Jahr 1998 ergeben. Kondome verwenden 37 Prozent, eine Spirale oder Ähnliches setzen 12 Prozent ein.
Berechnungs-Computer nicht sicher genug
Keine Verhütungsmethode im klassischen Sinne sind Berechnungscomputer, die die fruchtbaren Tage messen. Eine ganze Palette solcher Produkte ist auf dem Markt. Sie messen den Hormongehalt im Urin oder die Körpertemperatur oder beides. An den fruchtbaren Tagen enthält der Urin bestimmte Steuerungshormone, die den Eisprung auslösen und die Körpertemperatur steigen lassen. Die Geräte zeigen »fruchtbare« und »unfruchtbare« Tage an. Das klingt gut, ist aber nicht allzu sicher, warnt Pro Familia.
Pille für den Mann noch Utpoie?
Verhütung ist noch immer Frauensache. Wie eine Befragung der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2000 ergab, fühlen sich 52 Prozent der Frauen dafür verantwortlich, aber nur 13 Prozent der Männer. Das könnte zum Verhängnis werden für die »Pille für den Mann«, die trotz Medienrummels von der Marktreife noch weit entfernt ist. »Die Ergebnisse der bis heute durchgeführten Studien sind noch nicht befriedigend«, fasst der Online-Dienst Medicine Worldwide den Stand der Forschung zusammen. Erst rund tausend Männer hätten sich bisher weltweit an Studien beteiligt.