Die tödliche Viruserkrankung unter Seehunden hat im niederländischen Wattenmeer nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Den Haag das Ausmaß einer Epidemie angenommen. In den vergangenen drei Wochen seien 50 tote Tiere an die niederländischen Küsten angetrieben worden, verglichen mit 15 Tieren im gleichen Zeitraum des Vorjahres, hieß es am Samstag. Zwar sei nicht in allen Fällen das Virus (Phocine distemper) nachgewiesen worden. Aber das liege auch daran, dass viele Kadaver bereits stark verwest gewesen seien. Es sei möglich, dass etwa die Hälfte der rund 5.000 Seehunde im niederländischen Wattenmeer erkranken könnte.
An den Küsten Dänemarks und Schwedens sind nach Angaben der Vereinigung zum Schutz des Wattenmeeres in Wilhelmshaven bislang 1132 tote Seehunde gefunden worden, die durch das Virus verendeten. An den deutschen Küsten wurden demnach noch keine außergewöhnlichen Todesfälle registriert. Das seit Wochen beobachtete Seehundsterben in den Nachbarländern wird aber unter anderem auch von der Seehundaufzuchtstation in Norddeich (Niedersachsen) aufmerksam verfolgt.
Das sehr ansteckende Virus schwächt das Immunsystem der Seehunde und macht sie für andere Krankheiten empfänglich. Bereits 1988 hatte dieses Virus den Seehundbestand in Westeuropa stark dezimiert. Die von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark getragene Vereinigung zum Schutz des Wattenmeeres koordiniert die Schutzmaßnahmen der drei Länder.