In Südafrika ist nach Angaben von Forschern das wahrscheinlich bislang kompletteste Skelett eines Vorfahren des Menschen entdeckt worden. Wie die Wissenschaftler der Universität von Wits in Johannesburg am Donnerstag mitteilten, befindet sich die rund zwei Millionen Jahre alte Fossilie in einem Felsbrocken von etwa einem Meter Durchmesser. Der Paläontologe Lee Berger entdeckte die Knochen beim Scannen von Gestein in der Grotte von Malapa, nördlich von Johannesburg. Der Stein soll demnächst gebrochen werden, um das Fossil zu bergen.
Das "Karabo" getaufte Exemplar der Spezies Australopithecus sediba war nach Angaben der Forscher zum Zeitpunkt seines Todes zwischen neun und zwölf Jahre alt. Die Analyse des Scans ergab, dass der Gesteinsbrocken unter anderem Kieferfragmente, Rippen und möglicherweise einen kompletten Oberschenkelknochen enthält. Dies sei "wahrscheinlich das kompletteste Skelett eines menschlichen Vorfahren, das jemals entdeckt wurde", sagte Berger.
Woher kommt der Homo sapiens?
Die Gegend um die Grotte von Malapa wird aufgrund der vielen Sensationsfunde auch "Wiege der Menschheit" genannt. Australopithecus sediba ist der Wissenschaft zwar kein Unbekannter, er konnte aber bislang nicht eindeutig in den Stammbaum der Menschheitsgeschichte eingeordnet werden. Es ist unklar, ob die Spezies mit den langen Beinen, dem kleinen Gehirn und dem ausgeprägten Daumen ein Vorfahre des Menschen ist oder nur ein naher Verwandter.
Die Forscher schließen nicht aus, dass die Spezies ein Nachfahre des Australopithecus africanus ist, der wiederum vom Australopithecus afarensis abstammt. Zu dieser Familie gehört die berühmte, drei Millionen Jahre alte "Lucy", die als eine mögliche Großmutter des Homo sapiens gilt.