Auch in diesem Jahr geht der Siegertitel des World Press Photo Award nach Gaza. Es zeigt den an beiden Armen amputierten Jungen Mahmud Ajjour, aufgenommen von der palästinensischen Fotografin Samar Abu Elouf, die das Leiden der Opfer des Gaza-Krieges für die "New York Times" dokumentierte. "Es ist ein stilles Foto, das eine große Aussage hat", so die aus dem Libanon stammende Exekutivdirektorin der Fotografen-Organisation Joumana El Zein Khoury.
Bereits 2024 war der Fokus des wichtigsten internationalen Preises für Pressefotografie auf das Kriegsgebiet von Gaza gerichtet. Damals prämierte die Jury die Arbeit von Mohammed Salem. Der Fotograf hatte mit dem Foto einer Mutter aus Gaza gewonnen. Diese hielt den in ein Tuch gewickelten Körper ihres durch israelische Raketen getöteten Kindes in den Armen. "Es war ein starker und trauriger Moment, der zusammenfasst, was im Gazastreifen geschieht", schilderte der palästinensische Fotoreporter damals. Die Jury sprach von einem ergreifenden "Einblick in unermessliches Leid". Der Fotograf hatte das Bild am 17. Oktober 2023 aufgenommen, zehn Tage nach dem mörderischen Hamas-Terror gegen Israel.
World Press Photo: Jury lobt den "Einblick in unermessliches Leid"
Es ist wichtig und richtig, die fürchterliche Lage der palästinensischen Bevölkerung von Gaza zu zeigen, ganz besonders das Leid der Kinder. Beide Bilder haben den Preis ohne Einschränkung verdient, nicht nur inhaltlich, sondern auch was die Qualität der beiden Werke betrifft. Das eine in seiner geradezu perfekten Ästhetik im Stil einer Pietà, das andere in seiner drastischen Darstellung der körperlichen Verstümmelung eines Neunjährigen.
Angesichts dieser plakativen Dramatik traut man sich die Frage kaum zu stellen, ob irgendwo in der Begründung der Jury nicht angemerkt hätte werden können, wer diesen Krieg ausgelöst hat. Möglicherweise ist das auch nicht die Aufgabe der Organisation, es geht schließlich um die Qualität von Fotografie, nicht um deren moralische Einordnung. Von der Ermordung von rund 1200 Menschen im Jahr 2023 durch die Hamas, den israelischen Geiseln und deren Schändung und öffentliche Bloßstellung in den vergangenen Monaten existieren viele Videos und Bilder, die die Terroristen aus Gaza zum Teil selbst veröffentlicht hatten.
Keine Bilder ermordeter Juden und verhöhnter Geiseln
Unter den 42 beste Fotografien, die aus den 59.320 Einsendungen von 3778 Fotografen ausgewählt wurden, fand sich offenbar keines, das den Terror gegenüber Juden zeigt und preisverdächtig gewesen wäre. Stattdessen: chinesische Migranten am Feuer an der Grenze von Mexiko zu den Vereinigten Staaten, ein junger Mann, der Wasser durch ein ausgetrocknetes Flussbett im Amazonas Gebiet schleppt, Drohnenattacken in Beirut, kurdische Lastenträger in den Bergen des Irans, ein Soldat aus Luhansk im Feldlazarett, ein Transmann mit amputierter Brust in einer niederländischen Klinik. Auch hier alles nachvollziehbar und vermutlich richtig.
Es ist die Lücke, die verstört. Sicher gibt es unendlich viele Fotografien von den sicher großartigsten Fotografen aus aller Welt, die jedoch alle eines eint: Das Schicksal der Israelis und der weltweit verfolgten Juden hat sie zu keinem preiswürdigen Bild inspiriert. Lassen wir das einmal so stehen.
Fotomotive ohne weltpolitischen Kontext
Die Verlautbarung der World Press Photo Award-Gewinner erreicht uns in Tagen, die nicht ganz so aus dem Zusammenhang gerissen wahrzunehmen sind wie diese Bilder. Radikale Pro-Palästina-Aktivisten haben Hörsäle der Berliner Humboldt-Universität zerstört und mit antisemitischer Hamas-Propaganda beschmiert. Während sich im Gaza-Streifen tausende zu Demonstrationen versammeln, um sich gegen die Urheber der Misere zu erheben und dabei ihr Leben riskieren. Endlich bekommen jene palästinensischen Menschen, die nicht hinter dem Terror und dem Hass ihrer radikal-islamistischen Machthaber stehen, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit.

Wobei: Haben sie diese wirklich, erfahren sie die Unterstützung, die ihnen zusteht? Die angebliche Pro-Palästina-Bewegung ist in diesen Tagen seltsam still. Wo sind deren Solidaritäts-Märsche? Die Straßen sind so leer, wie es unsere Herzen sind, wenn wir nur gerührt auf Bilder blicken, aber nicht mit all unserer Kraft dafür auf- und einstehen, dass die Aggressoren der Hamas entwaffnet und zur Rechenschaft gezogen werden und dieser Horror endlich keine weiteren Fotomotive mehr liefert.