Zwei äthiopische Forscher und die kenianische Rechtsgruppe Katiba Institute haben den Tech-Konzern Meta verklagt. Sie beschuldigen das Unternehmen, gewalttätige und hasserfüllte Posts aus Äthiopien auf seinen Plattformen durch die neuen Empfehlungssysteme zu fördern und so den blutigen Bürgerkrieg in dem Land anzuheizen.
Hintergrund ist der Tod des Vaters eines der klagenden Forscher. Dieser soll zunächst in Facebook-Posts beleidigt worden sein. Den Klägern zufolge soll auch seine Adresse mit der Forderung nach dem Tod des Mannes über das soziale Netzwerk geteilt worden sein. Sein Sohn will die Ereignisse dem Konzern gemeldet haben, Meta habe sich jedoch geweigert, die Posts sofort und gänzlich zu löschen.
Die Kläger werfen Meta deshalb vor, die Algorithmen unzureichend geschult zu haben, um gefährliche Posts aus dem Verkehr zu ziehen. Zudem habe es der Konzern versäumt, entsprechendes Personal einzustellen, das in dem regionalen Moderationszentrum in Nairobi Inhalte und Sprache der Posts überwacht.
Meta handelt in Konfliktregionen "zu langsam"
Eine Meta-Sprecherin wies die Vorwürfe zurück. "Wir investieren viel in Teams und Technologie, die uns helfen, diese Inhalte zu finden und zu entfernen", zitiert sie die Nachrichtenagentur Reuters. Meta beschäftige "Mitarbeiter mit lokalen Kenntnissen und Fachkenntnissen". Zudem entwickele das Unternehmen seine Fähigkeiten weiter, "um verletzende Inhalte in den am häufigsten gesprochenen Sprachen in Äthiopien zu erkennen". Hassreden und Aufrufe zu Gewalt widersprächen den Regeln von Facebook und Instagram.
Die Vorwürfe gegen Meta sind nicht neu. Bereits 2021 empfahl das unabhängige Aufsichtsgremium von Meta, die Nutzung der Plattformen und das Gewaltrisiko für Äthiopien zu überprüfen. Auch in Myanmar, Sri Lanka, Indonesien und Kambodscha trägt der Konzern eine Mitschuld an den dort begangenen Gräueltaten. Meta hatte zuletzt selbst eingeräumt, "zu langsam" zu sein, um in Konfliktregionen zu handeln.

Äthiopien: einer der blutigsten Konflikte der Welt
Der Tigray-Konflikt in Äthiopien wurde im November 2020 durch eine Offensive der äthiopischen Streitkräfte ausgelöst, nachdem die in Tigray regierende Rebellenorganisation TPLF die Autorität der Zentralregierung infrage gestellt hatte. Mindestens zwei Millionen Menschen wurden vertrieben. UN-Schätzungen zufolge starb rund eine halbe Million Menschen in dem Konflikt. Laut Menschenrechtsorganisation Amnesty International handelt es sich um einen der blutigsten Konflikte weltweit.
Am 2. November verständigten sich die TPLF-Rebellen und die äthiopische Regierung dann unter Vermittlung der Afrikanischen Union (AU) auf einen Waffenstillstand. Die Konfliktparteien einigten sich auch darauf, humanitäre Hilfe für die Menschen in Tigray zuzulassen.
Quelle: Reuters