Die Moslem-Extremisten in Afghanistan haben die Verteidigung ihrer Bergfestung bis zum letzten Mann angekündigt. Die Truppen der Koalition gegen den Terrorismus kämpften sich nach Angaben eines afghanischen Offiziers bis an die Festung der Taliban und El Kaida in den Arma-Bergen vor.
Der 30-jährige Taliban-Kommandeur Maulwi Saif ur Rehman Mansur sagte zu der seit vier Tagen anhaltenden größten Offensive, der Kampf gegen die Amerikaner gehe »bis zum letzten Atemzug« weiter. Die Nachrichtenagentur AIP gab ein Telefonat wieder, in dem Mansur die jüngsten Bombardements der USA als Test bezeichnete. »Wir gehen lieber in den Tod als ein Leben in Schande zu führen«, sagte Mansur. Die US-Soldaten und ihre Verbündeten verfolgten inzwischen eine Zermürbungstaktik. Sie unterbrachen die Offensive am Montag für 24 Stunden, um nicht selbst ins Feuer der B-52-Bomber und Kampfflugzeuge der US-Luftwaffe zu geraten. Bei den Kämpfen starben nach US-Angaben seit Freitag acht US-Soldaten und bis zu 200 Taliban-Kämpfer.
»Ihnen geht die Munition aus«
Kommandeur Abdul Muteen, dessen 70 Mann unter US-Kommando stehen, berichtete: »Die Taliban- und El-Kaida-Kämpfer sind sehr schwach geworden. Ihnen geht die Munition aus«, sagte er. Es gebe aber nach einer Pause wieder heftige Gefechte: »Unsere Soldaten sind mit einigen US-Beratern bis auf 100 Meter an einige Bunker und Höhlen vorgerückt.« Die US-Luftwaffe hatte auch Spezialbomben abgeworfen, die den Sauerstoff aus den Berghöhlen ziehen und so die Bewohner ersticken lassen.
Anzeichen, dass Taliban- oder El-Kaida-Kämpfer aufgeben könnten, gebe es aber nicht, sagte Muteen weiter. In dem Gebiet etwa 32 Kilometer von der Provinzhauptstadt Gardes in Richtung pakistanische Grenze entfernt sind rund 1500 afghanische Soldaten im Einsatz.
Hinzu kommen bis zu 1000 Elitesoldaten der USA und anderer ausländischer Mitglieder der Koalition. Auch die Bundeswehr hat Elitesoldaten in Afghanistan im Einsatz.
Bei den sehr heftigen Kämpfen waren am Montag nach unterschiedlichen US-Angaben ein oder zwei US-Militärhubschrauber abgeschossen worden. Dabei kamen sechs Soldaten ums Leben. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte in Washington, seit Beginn der jüngsten Offensive am Freitag seien damit acht US-Soldaten ums Leben gekommen.
General Tommy Franks, der den US-Afghanistan-Einsatz leitet, sagte, nach seinen Informationen seien »zwischen 100 und 200 gegnerische Kämpfer« bei den Gefechten getötet worden. Der Einsatz sei seit Wochen geplant gewesen. Er laufe unter dem Namen »Operation Anaconda«, benannt nach der Boaschlange, die ihre Beute erwürgt.
»Noble und gerechte Sache«
US-Präsident George W. Bush bedauerte den Tod der Soldaten. Vor Schülern im US-Bundesstaat Minnesota sagte er, die Nation sei entschlossen, sich selbst und die Freiheit um jedem Preis zu verteidigen. Das sei eine noble und gerechte Sache. »Sie (die Freiheit) ist ein zu wertvolles Geschenk, als dass sie den Terroristen überlassen werden könnte.« Die El Kaida werde überall bekämpft werden, sagte Bush weiter.
Die USA hatten am 7. Oktober als Vergeltung für den Tod von 3100 Menschen bei den Anschlägen in New York, Washington und Pennsylvania mit ihren Luftangriffen gegen die El Kaida und die Taliban begonnen. Sie werfen El-Kaida-Chef Osama bin Laden vor, die Anschläge des 11. September organisiert zu haben. Die Taliban und ihr geistliches Oberhaupt Mullah Mohammad Omar gerieten ins Visier, weil sie Bin Laden nicht auslieferten. Bin Laden und Mullah Omar sind noch nicht gefasst worden.