Bei einem Nato-Luftangriff im Einsatzgebiet der Bundeswehr in Nord-Afghanistan sind offenbar versehentlich sieben Polizisten getötet worden. Die afghanischen Behörden und Augenzeugen berichteten, das Fahrzeug der Polizisten sei am Donnerstag in der Provinz Kundus bei einer Patrouillenfahrt von einem Nato-Militärflugzeug beschossen worden. Es gebe keine Erkenntnisse, dass deutsche Kräfte beteiligt waren, sagte ein Sprecher der Bundeswehr in Potsdam.
Einheimische und Nato-Truppen hätten im Kundus-Bezirk Emam Saheb am Morgen eine gemeinsame Operation gegen die Taliban begonnen, erklärte der örtliche Polizeichef Abdul Kajum. "Wir gehen davon aus, dass der Pilot die Polizeikräfte versehentlich für Taliban hielt." Ein weiterer Polizist sei bei dem Vorfall verletzt worden. Auch ein Mitglied des Provinzrates sagte, Dorfbewohner hätten berichtet, ein Militärflugzeug habe eine Rakete auf das Polizeifahrzeug abgefeuert.
Mindestens 20 Zivilisten bei Offensive getötet
Ein Nato-Sprecher in Kabul versicherte, der Vorfall werde untersucht. Ein versehentlicher Treffer von afghanischen Polizisten könnte die Beziehungen der internationalen Truppen zur Regierung in Kabul nach Ansicht von Beobachtern weiter belasten, zumal auch die jüngste Großoffensive gegen die Taliban im Süden des Landes bereits zahlreiche zivile Opfer forderte. Seit Beginn der Militäraktion sind dort mindestens 20 Zivilisten ums Leben gekommen.
Vor gut fünf Monaten hatte die Bundeswehr in Kundus einen umstrittenen Luftangriff auf zwei von den Taliban gekaperte Tanklastwagen angeordnet. Dabei waren am 4. September nach einem Nato-Bericht mindestens 142 Menschen getötet oder verletzt wurden, darunter auch Zivilisten.
Taliban setzen offenbar auch Spezialausrüstung ein
Bei der Großoffensive in Helmand wurde unterdessen ein weiterer Isaf-Soldat getötet. Die Nato-geführte internationale Schutztruppe teilte mit, der Soldat sei am Mittwoch bei einem Gefecht während der Operation "Muschtarak" ums Leben gekommen. Seit Beginn der Offensive starben mindestens fünf Isaf-Soldaten.
Nach Angaben der Schutztruppe verlassen "einige Aufständische" den Distrikt Mardscha. Allerdings leiste immer noch "eine Anzahl feindlicher Kämpfer" Widerstand. Nach Berichten von Korrespondenten britischer und amerikanischer Medien, die die Soldaten begleiten, kamen bisher zahlreiche Taliban bei der Operation "Muschtarak" ums Leben.
Die Taliban setzen in Südafghanistan offenbar im Kampf gegen die Nato-Truppen auch Scharfschützen mit Spezialausrüstung ein. Mehrere Soldaten der US- und der afghanischen Armee seien in den vergangenen Tagen von Geschossen getroffen worden, die aus großer Entfernung abgefeuert worden seien, meldete die "New York Times".