Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat bei seinem Truppenbesuch in Afghanistan am Donnerstag erstmals die deutschen Soldaten im nordostafghanischen Feisabad getroffen. Deutschland unterhält dort ein zivil-militärisches Wiederaufbauteam (PRT), wo gut 400 Bundeswehr-Soldaten stationiert sind. 15 deutsche Polizisten kümmern sich außerdem um den Aufbau der afghanischen Polizei.
Die Gegend um die Hauptstadt der Provinz Badachschan war eine Hochburg der Nordallianz, die gegen die radikal-islamischen Taliban kämpfte. Die Sicherheitslage dort ist deutlich besser als in der nordafghanischen Provinz Kundus. Guttenberg hatte am Mittwoch die deutschen Soldaten in Kundus und in Masar-i-Scharif besucht. In Masar-i-Scharif ist das regionale Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe ISAF für Nordafghanistan, das die Bundeswehr führt.
Guttenberg hatte am Mittwoch angekündigt, der Bundeswehr in Kundus angesichts der eskalierenden Gewalt dort so schnell wie möglich zwei Panzerhaubitzen 2000 zur Verfügung zu stellen. Das schwere Artilleriegeschütz hat eine Reichweite von 40 Kilometern und auch auf diese Entfernung eine Zielgenauigkeit von 20 bis 30 Metern. Zudem soll die Truppe mit TOW-Panzerabwehrraketen und mit zusätzlichen "Marder"-Schützenpanzern ausgerüstet werden.
Guttenberg warb in Masar-i-Scharif um mehr Verständnis für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Vor mehreren hundert Soldaten sagte er am Mittwoch, die Realität vor Ort sei oftmals anders, als sie auch von der Politik in Deutschland wahrgenommen werde. Er sei nun bereits zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres nach Afghanistan gereist, weil man die Situation der deutschen Soldaten am Hindukusch "am wenigsten vom Schreibtisch in Berlin aus" beurteilen könne. Man müsse noch mehr dafür tun, "um das Verständnis dafür zu wecken, was Sie hier tun", rief der CSU-Politiker den Soldaten zu.
Applaus erhielt der Minister für seine Ankündigung, die Ausrüstung der Bundeswehr in Afghanistan zu verbessern. Dieser Schritt sei aber keine unmittelbare Reaktion auf das blutige Gefecht mit den radikalislamischen Taliban am Karfreitag, bei dem drei Bundeswehrsoldaten getötet wurden, sagte er. Die Verbesserung der Ausrüstung sei vielmehr ein Prozess.
Guttenberg kritisierte erneut die Debatte in Deutschland über die Ausrüstung der Bundeswehr. "Manchmal wird unglaublich dummes Zeug erzählt", sagte er. Vor allem der Vorschlag des designierten Bundestags-Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus (FDP), "Leopard 2"- Panzer nach Afghanistan zu schicken, hatte für Aufsehen und Ärger gesorgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Vorstoß bereits als inkompetent bezeichnet. Der "Leopard 2" wird von Regierung und Spitzenmilitärs für ungeeignet für das gebirgige Gebiet um Kundus gehalten.