Drei Monate nach der von Betrug überschatteten Wahl in Afghanistan wird der bisherige Präsident Hamid Karsai an diesem Donnerstag für eine weitere fünfjährige Amtszeit vereidigt. Aus Angst vor Anschlägen der Taliban wurden die Sicherheitsvorkehrungen vor der feierlichen Zeremonie im Palast in Kabul dramatisch verschärft. Nach offiziellen Angaben wird der internationale Flughafen der afghanischen Hauptstadt am Donnerstag für den Passagierverkehr geschlossen. Die Regierung rief für Kabul einen Feiertag aus und forderte die Menschen auf, nicht erforderliche Bewegungen durch die Stadt zu vermeiden. Mehrere Straßen zum Palast werden gesperrt.
Ein UN-Mitarbeiter sagte, die Vereinten Nationen hätten für ihr internationales Personal in Kabul eine von Mittwoch an geltende dreitägige Ausgangssperre angeordnet. Zu der Zeremonie werden hochrangige ausländische Regierungsvertreter und hunderte afghanische Würdenträger erwartet. Aus Sicherheitsgründen wurden die Namen der internationalen Besucher zunächst nicht veröffentlicht. Afghanische Sicherheitskräfte sind für die Absicherung zuständig, federführend ist das Verteidigungsministerium. Aus der Armee hieß es, tausende Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF stünden bereit, um die afghanischen Truppen im Notfall zu unterstützen.
Schwer bewaffnete afghanische Sicherheitskräfte verstärkten bereits am Mittwoch ihre Patrouillen und errichteten neue Checkpoints in Kabul. Der Verkehr ging deutlich zurück. Die Taliban hatten zu einem Boykott der Abstimmung am 20. August aufgerufen und Afghanistan am Wahltag mit einer Welle von Anschlägen überzogen. Binnen weniger Stunden starben mehr als 50 Menschen.
Nach Abzug gefälschter Stimmen hatte Karsai eine absolute Mehrheit im ersten Wahlgang knapp verfehlt. Vor einer geplanten Stichwahl zog sich Karsais Herausforderer Abdullah Abdullah aber aus der Abstimmung zurück, weil er einen erneuten Wahlbetrug des Präsidentenlagers befürchtete. Die umstrittene Wahlkommission sagte die Stichwahl daraufhin ab und erklärte Karsai am 2. November auch ohne die von der Verfassung vorgeschriebene absolute Mehrheit zum Sieger. Seitdem wächst der internationale Druck auf Karsai, die weit verbreitete Korruption mit einer neuen Regierung wirksam zu bekämpfen.