Afghanistan Tote nach Koranverbrennung durch US-Soldaten

Die Unruhen wegen der Koranverbrennung in Afghanistan haben sich auf das Einsatzgebiet der Bundeswehr ausgedehnt. Dort stirbt ein Demonstrant. Im Osten des Landes erschießt ein afghanischer Soldat zwei ausländische Kameraden.

Bei Ausschreitungen wegen der unbedachten Koranverbrennung durch US-Soldaten in Afghanistan ist erneut ein Demonstrant getötet worden. Zu den jüngsten Zusammenstößen kam es am Donnerstag in der nordafghanischen Provinz Baghlan, die zum Einsatzgebiet der Bundeswehr gehört. Der Gouverneur des Distrikts Baghlan-e-Markasi, Amir Gul, sagte, Hunderte Aufrührer hätten versucht, das dortige Polizei-Hauptquartier zu stürmen. Ein Demonstrant sei dabei getötet worden. Vier Menschen - zwei Demonstranten und zwei Polizisten - seien verletzt worden.

Am Mittwoch waren nach unterschiedlichen Behördenangaben zwischen sieben und neun Demonstranten bei Ausschreitungen in Kabul und in ostafghanischen Provinzen gestorben. Am Donnerstag kam es auch am Rande der Hauptstadt Kabul wieder zu Protesten. Dort versammelten sich rund 1000 Demonstranten, wie Polizeichef Ajub Salangi sagte. "Es ist friedlich, aber wir haben viel Polizei hingeschickt, damit die Lage nicht außer Kontrolle gerät." Afghanen protestieren seit Dienstag gegen die Koranverbrennung.

Auch die islamischen Staaten verurteilten die Koranverbrennung. Die Organisation der Islamischen Zusammenarbeit (OIC) betonte in einer Erklärung, die Tat stehe im Widerspruch zu den gemeinsamen Bemühungen von muslimischen Ländern und internationaler Gemeinschaft, Intoleranz und religiösen Hass zu bekämpfen. Zugleich begrüßte die Organisation, der 57 Staaten angehören, das Verhalten von US-Verteidigungsminister Leon Panetta und Isaf-Kommandeur John Allen. Beide hatten sich für den Vorfall ausdrücklich entschuldigt.

Zwei Isaf-Soldaten wurden erschossen

Die Isaf teilte in der Nacht zu Donnerstag mit, ein Team aus Isaf-Angehörigen und Vertretern der afghanischen Regierung habe am Mittwoch das Gefängnis auf dem Stützpunkt Bagram untersucht, um die Umstände der Koranverbrennung zu untersuchen. Die Korane, die entsorgt werden sollten, waren dort Häftlingen zur Verfügung gestellt worden.

Wegen der Koran-Verbrennung riefen die Taliban am Donnerstag erneut zu Angriffen auf Isaf-Soldaten auf. "Tapfere afghanische Muslime" sollten Stützpunkte und Konvois der internationalen Militärs angreifen, hieß es in einer Mitteilung der Aufständischen. Afghanen sollten Ausländer schlagen, fangen und töten, damit diese lernten, den Koran nie wieder zu schänden.

Unterdessen wurden erneut zwei Isaf-Soldaten von einem afghanischen Kameraden erschossen. Die Isaf teilte mit, der Angreifer habe am Donnerstag im Osten des Landes das Feuer auf ausländische Soldaten eröffnet. Zu Einzelheiten machte die Schutztruppe wie üblich keine Angaben. Unklar blieb, ob der Vorfall mit der Koranverbrennung im Zusammenhang stand. Erst am Montag hatte ein afghanischer Polizist einen albanischen Isaf-Soldaten getötet.

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kave/DPA