Der palästinensische Regierungschef Ahmed Kurei (66) gilt international als qualifizierter und charmanter Verhandlungspartner. An praktisch allen Gesprächen mit Israel war Kurei beteiligt. Im Unterschied zu vielen anderen führenden Mitgliedern der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) stammt der 1937 im Jerusalemer Vorort Abu Dis geborene Kurei nicht aus einer Flüchtlingsfamilie, sondern kommt aus wohlhabenden Verhältnissen.
Bei den ersten Wahlen in den Autonomiegebieten 1996 gewann er mit großem Vorsprung ein Abgeordnetenmandat in seinem Heimatort. Eine wirkliche Machtbasis fehlt ihm dennoch. Während ihn Geschäftsleute und die demokratische Opposition in den Autonomiegebieten schätzen, betrachten viele einfache Palästinenser den Finanzfachmann wegen seiner Herkunft als Aristokraten.
Deckname Abu Ala
Kurei schloss sich 1968 der Fatah-Organisation von Jassir Arafat an. Ins Rampenlicht trat er in den 70er Jahren unter seinem Decknamen Abu Ala, als er in Beirut die Wirtschafts- und Finanzabteilung der PLO leitete. Mit mehr als 40 Millionen US-Dollar Einnahmen und 6500 Beschäftigten zählte die Organisation damals zu den größten Arbeitgebern in Libanon. Nach der Vertreibung der PLO 1982 aus Beirut ging Kurei mit Arafat ins Exil nach Tunis. 1989 wurde er ins Zentralkomitee der Fatah gewählt. 1994 kehrte er in seine Heimat zurück und wurde Wirtschaftsminister.
Humorvoller Umgangston und Verständnis für die Gegenseite
Von den ersten geheimen Gesprächen mit Israel Anfang der 90er Jahre, die zu den Oslo-Abkommen führten, bis zu Kontakten mit dem derzeitigen israelischen Regierungschef Ariel Scharon, war Kurei immer dabei. Sein humorvoller Umgangston und sein Verständnis für die Sicherheitsbedürfnisse der Gegenseite brachten ihm Freundschaften mit Israelis ein.
Kurei kritisierte öffentlich die Selbstmordanschläge palästinensischer Terroristen. Extremisten der radikal-islamischen Hamas beschimpften ihn deswegen als "Verräter" und "Kollaborateur".