Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hat einem Zeitungsbericht zufolge einen Appell seines Verteidigungsministers zum Stopp einer umstrittenen archäologischen Grabung am Tempelberg zurückgewiesen. "Eine eingehende Prüfung der Angelegenheit würde zeigen, dass nichts an den laufenden Arbeiten irgendwem Schaden zufügt und die Behauptungen darüber nicht wahr sind", zitiert "Haaretz" das Büro Olmerts.
Die Grabung nahe der al-Aksa-Moschee, der drittheiligsten Stätte des Islam, hat Proteste der Palästinenser sowie arabischer und muslimischer Staaten ausgelöst. Diese warnen vor möglichen Schäden am Fundament der Moschee. Palästinenservertreter haben darüber hinaus den Fortbestand einer Waffenruhe mit Israel im Gazastreifen für den Fall in Frage gestellt, dass die Arbeiten nicht gestoppt werden.
Notgrabung Fußgängerzugang
Israel spricht von einer Notgrabung wegen bevorstehender Bauarbeiten an einem Fußgängerzugang zum Tempelberg und betont, für die al-Aksa-Moschee bestehe keine Gefahr. Behörden lassen an einem im Jahr 2004 teilweise eingestürzten Fußweg arbeiten, der vom Platz der Klagemauer auf den Tempelberg führt. Ein Abschnitt des Weges soll durch eine neue Konstruktion ersetzt werden.
Dem "Haaretz"-Bericht zufolge hatte Verteidigungsminister Amir Perez Olmert schriftlich um einen sofortigen Stopp der Arbeiten gebeten. Andernfalls sei eine Eskalation des Konflikts und eine Verschlechterung der Sicherheitslage zu befürchten. Das Verteidigungsministerium kommentierte den Bericht zunächst nicht, das Büro von Olmert war nicht zu erreichen.
Ausgrabungen am für Juden und Muslime gleichermaßen religiös bedeutsamen Tempelberg hatten 1996 schwere Proteste ausgelöst, bei denen 61 Palästinenser und 15 israelische Soldaten getötet wurden. Im Jahr 2000 trug ein Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon zum Ausbruch der zweiten Intifada bei.