Das alljährliche "Al Smith Dinner" hat in den USA eine lange Tradition. Seit 1945 trifft sich die New Yorker High Society zu einem humoristischen Abendessen und sammelt nebenbei auch noch Spenden für Kinder ein. Ausgerichtet wird das Bennefiz-Dinner von der katholischen Alfred-E.-Smith-Memorial-Foundation, der Erzbischof von New York ist der Gastgeber. In Wahljahren sind die Präsidentschaftskandidaten Ehrengäste. In kurzen Reden nehmen sie traditionell sich selbst und ihren Rivalen aufs Korn. In diesem Jahr kam diese Aufgabe Donald Trump und Hillary Clinton zu.
Zum Ende des Wahlkampfes sollten sie für ein paar Lacher sorgen. So zumindest die Idee. Tatsächlich waren die guten Witze rar gesät. Während Trump sich darauf konzentrierte, seine Konkurrentin in den Dreck zu ziehen, erging sich Clinton in Plattitüden. Wir haben für Sie die Highlights und die schlimmsten Aussetzer der beiden zusammengestellt und erklären, warum die einen nach hinten losgingen und andere zündeten.
Trumps Aussetzter
• "Das ist das erste Mal, dass Hillary zu Unternehmenschefs spricht und dafür kein Geld kassiert. Sie ist so korrupt, dass sie sogar von der Watergate-Kommission gefeuert wurde."
Das ist schlicht falsch. Damit wärmte Trump bloß ein altes Gerücht auf, wonach Clinton für "unethisches Verhalten" im Alter von 27 Jahren aus der Kommission ausgeschlossen worden sei, die die Watergate-Affäre untersuchte. Fakt ist jedoch, dass Hillary bis zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Richard Nixon und der Auflösung der Kommission ihr Mitglied geblieben ist. Als Quittung kassierte Trump für den miesen Witz sogar Buhrufe.
• "Ich war mir nicht wirklich sicher, ob Hillary heute kommen würde, weil ich angenommen habe, dass sie die Einladungen per E-Mail verschickt haben. Vielleicht ist das ja auch der Fall und sie hat nur dank Wikileaks davon Wind bekommen."
Auf Clintons E-Mail-Affäre reitet Trump besonders gerne und ausführlich herum. Doch durch ständiges Wiederholen wird ein Witz nicht besser.
• "Dank Wikileaks haben wir so viel gelernt. Zum Beispiel, dass es für Hillary in Ordnung ist, Menschen zu täuschen, indem sie in der Öffentlichkeit eine andere Politik fährt als privat. So sitzt sie heute hier in der Öffentlichkeit und tut so, als würde sie Katholiken nicht hassen."
Und wieder die E-Mail-Affäre. Zudem gegenüber dem Gastgeber ein ziemlich despektierlicher Kommentar. Und sachlich ebenfalls nicht ganz korrekt: In den von Wikileaks veröffentlichen Mails äußerten sich nur die Berater von Clinton abfällig über konservative Katholiken, nicht die Demokratin selbst.
Trumps Highlight
• "Michelle Obama hält eine Rede und alle lieben sie und finden sie großartig. Meine Frau Melania hält exakt dieselbe Rede und wird dafür nur kritisiert. Ich verstehe es nicht."
Für diesen Witz auf Kosten seiner Frau erntete Trump die meisten Lacher. Denn damit bewies er wenigstens ein Fünkchen Verständnis von Ironie. Vor einigen Wochen war Melania Trump für eine von Michelle Obama plagiierte Rede in die Kritik geraten.
Clintons Aussetzer
• "Wo ich gerade darüber nachdenke, die 45 wäre eine gute Zahl für eine Frau."
Damit spielte Clinton auf den Umstand an, dass sie der 45. Präsident der USA wäre (aber die erste Präsidentin).
• "Ich bin nicht langweilig. Tatsächlich war ich auf jeder Party, auf der ich war, der Bringer. Und ich war auf drei Partys."
Aha... gut zu wissen. Ein bisschen zu platt.
• "Jedes Jahr versammeln sich zu diesem Dinner feinfühlige, engagierte Mainstream-Republikaner. Oder wie wir sie auch nennen: Hillary-Unterstützer."
Riecht etwas zu sehr nach Selbstbeweihräucherung.
• "Nur um es deutlich zu machen: Der Kardinal denkt zwar, dass ich nicht für die Heiligsprechung in Frage komme, aber die drei Debatten mit Donald zu überstehen, grenzt an ein Wunder. Also schätze ich, dass ich kurz davor bin."
Im Grunde wieder nur Eigenlob.
Clintons Highlights
• "Die Menschen schauen die Freiheitsstatue an und sehen die stolze Geschichte einer Einwanderernation - weltweit ein Symbol der Hoffnung. Donald schaut sich die Statue an und sieht eine Vier. Vielleicht eine Fünf, wenn sie die Fackel und die Tafel weglegt und etwas mit ihren Haaren macht."
Ein gelungener Seitenhieb auf Trump. Damit spielte Clinton auf die frauenverachtenden Kommentare des Republikaners an, der Frauen gerne nur nach ihrem Aussehen beurteilt - mit Ziffern von eins (unattraktiv) bis zehn (sehr attraktiv).
• "Ihre Eminenz, es ist ein großer Verdienst Ihrerseits, dass Sie hier zwei Menschen zusammenbringen, die sich sonst an die Kehle gehen, zwei erbitterte Feinde. Ich muss Sie daher fragen: Wie haben Sie den Gouverneur und den Bürgermeister dazu gebracht?"
Dazu muss man wissen: Der demokratische Gouverneur von New York, Andrew Cuomo und der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio führen seit Jahren eine Fehde.