Alexander Litwinenko Radioaktive Spuren beim Oligarchen

In London hat Scotland Yard weitere Spuren im Giftfall Litwinenko gefunden. Die radioaktive Substanz Polonium 210, mit der der Kreml-Kritiker offensichtlich vergiftet wurde, tauchte auch in den Büros eines russischen Milliardärs auf.

Bei den Ermittlungen zum Tod des Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko sind in London weitere Spuren einer radioaktiven Substanz entdeckt worden. Wie Scotland Yard mitteilte, wurde die Substanz Polonium 210 auch in den Büros des russischen Milliardärs Boris Beresowski nachgewiesen.

Litwinenko war am Donnerstag - drei Wochen nach einem mutmaßlichen Giftanschlag - an einer Polonium-Vergiftung gestorben. Der Ex-Geheimagent gehörte ebenso wie Beresowski zum Kreis der Gegner von Präsident Wladimir Putin, die in London leben. Der britische Premierminister Tony Blair warnte am Montag jedoch vor voreiligen Schuldzuweisungen an Moskau.

Büros und Bar versiegelt

Die Büros des russischen Milliardärs Beresowski wurden nach dem Polonium-Nachweis von der Polizei versiegelt. Nach Angaben von Scotland Yard wurden auch in einer Sicherheitsfirma, in der sich Litwinenko aufgehalten hatte, Spuren von Polonium 210 entdeckt. Auch diese Räume wurden versiegelt. Aus dem gleichen Grund sind bereits ein japanisches Restaurant und eine Hotelbar in London seit vergangener Woche geschlossen. Zugleich wurden drei Menschen, die sich dort aufgehalten hatten, auf eine mögliche Verseuchung getestet. Die Regierung bezeichnete dies als "Vorsichtsmaßnahme". Für Panik gebe es keinen Anlass, sagte Innenminister John Reid im Parlament.

Zu den anhaltenden Spekulationen über eine mögliche russische Verwicklung in den mutmaßlichen Giftanschlag erklärte Blairs Sprecher: "Es wäre verfrüht, zum jetzigen Zeitpunkt irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen." Die offizielle gerichtliche Untersuchung zur Todesursache Litwinenkos soll am Donnerstag beginnen. Bislang ermittelt Scotland Yard nur wegen eines "verdächtigen Todesfalls", nicht aber wegen Mordes.

Dossier über Machenschaften des Kremls

Litwinenko selbst hatte in einer kurz vor seinem Tod abgefassten Erklärung den russischen Präsidenten Wladimir Putin beschuldigt, seine Ermordung befohlen zu haben. Der Kreml weist alle Vorwürfe zurück. Innenminister Reid äußerte sich zuversichtlich, dass Russland an der Aufklärung des Todesfalles mitwirken werde. Die britische Polizei schließe zum gegenwärtigen Zeitpunkt "nichts aus".

In britischen Medien wurde auch spekuliert, dass russische Oligarchen hinter dem mutmaßlichen Anschlag stecken könnten. Die "Times" berichtete, dass Litwinenko auch ein Dossier über Machenschaften des Kremls gegen einstige Yukos-Manager zusammengestellt habe. Der Fall hatte international großes Aufsehen erregt. Angeblich war Litwinenko auch mit Recherchen zum Tod der russischen Journalistin Anna Politkowskaja im vergangenen Monat befasst.

DPA
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