Anti-israelische Äußerungen Irans Spiegel sorgt sich um jüdische Gemeinden

Die anti-israelischen Äußerungen des iranischen Präsidenten sorgen weltweit für Empörung. Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden, fürchtet zudem, dass sich Islamisten ermutigt fühlen könnten, jüdische Gemeinden zu attackieren.

Mit großer Empörung hat die internationale Gemeinschaft auf den Aufruf des neuen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zur Vernichtung Israels reagiert. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon forderte umgehend den Ausschluss Irans aus den Vereinten Nationen. Die Äußerungen des iranischen Präsidenten nannte Scharon ein "Verbrechen", das gegen die Charta der UN verstoße.

Auf einer Konferenz über "Eine Welt ohne Zionismus" hatte Ahmadinedschad nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur ISNA am Mittwoch erklärt, schon Revolutionsführer Ajatollah Khomeini habe die Auslöschung Israels prophezeit, genauso wie er das Ende des Ostblocks und Saddam Husseins vorhergesagt habe. "Inschallah (So Gott will) wird die Prophezeiung des Imams über die Vernichtung Israels durch kontinuierliche Weisheit der Palästinenser auch bald realisiert werden", sagte der Präsident. In Palästina sei eine neue Welle im Anmarsch "und es ist machbar, dass dieser Schandfleck (der Staat Israel) aus der islamischen Welt getilgt wird (...)".

Demonstration gegen Israel

Für Freitag rief die Teheraner Führung zu einer Demonstration gegen Israel auf. Es handelt sich dabei eine alljährliche Kundgebung, die seit Khomeinis Zeiten stattfindet. Unklar war, inwieweit Ahmadinedschad mit seiner Rede die offizielle Haltung Teherans vertrat. Der Leiter des Orient-Instituts in Hamburg, Udo Steinbach, sagte dazu im NDR-Hörfunk, er habe Zweifel daran, dass dies die Politik der iranischen Führung sei. Ahmadinedschad sei außenpolitisch einfach naiv und unerfahren.

In Berlin und anderen europäischen Hauptstädten wurden am Donnerstag die diplomatischen Vertreter Teherans einbestellt. Das Weiße Haus sieht sich nach der Rede Ahmadinedschads in seiner Sorge über die atomaren Ambitionen Teherans bestätigt.

Besorgnis über Irans Streben nach Nuklearwaffen

Für die US-Regierung erklärte Außenamtssprecher Sean McCormack: "Es unterstreicht unsere und die Besorgnis der internationalen Gemeinschaft hinsichtlich Irans Streben nach Nuklearwaffen." Die US-Regierung wirft Iran vor, zivile Energieprogramme zur Entwicklung von atomaren Waffen zu nutzen, was Teheran bestreitet. Das geistige Oberhaupt Irans, Ajatollah Ali Khamenei, hatte kürzlich die Fortsetzung des Teheraner Atomprogramms für unwiderruflich erklärt.

In Berlin wurde am Donnerstag der Geschäftsträger der iranischen Botschaft ins Außenministerium einbestellt. Deutschland folgte damit Schritten Frankreichs, Großbritanniens, Spaniens, Italiens und Russlands. Der CSU-Verteidigungspolitiker Christian Schmidt sagte im Südwestrundfunk, es könne "absolut nicht" angehen, dass der Präsident eines UN-Mitgliedslandes "unkommentiert" die gewaltsame Auflösung eines anderen verlange.

Die britische Regierung kritisierte die israelfeindlichen Äußerungen als "widerlich und zutiefst beunruhigend". Die Äußerung, dass Iran Israel auslösche wolle, verstärke die Bedenken gegen die nuklearen Ambitionen des Irans, fügte der Sprecher des Außenministeriums hinzu.

"Spätestens jetzt müssten der Welt die Augen geöffnet sein"

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, macht sich Sorgen über die Konsequenzen für das jüdische Leben in Deutschland: Dem "Tagesspiegel" sagte er, "ich sehe die Sicherheit der Gemeinden zusätzlich gefährdet." Islamistische Fanatiker könnten sich nun erst recht ermutigt fühlten, jüdische Gemeinden zu attackieren. Spätestens jetzt müssten der Welt die Augen geöffnet sein "für die Gefahr, die von Iran ausgeht".

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DPA/AP