Der frühere chilenische Diktator Augusto Pinochet ist am Montag in seinem Heimatland wegen Mordes und Entführung angeklagt worden. Pinochet könnte nun schon bald an seinem Wohnsitz in Santiago de Chile unter Hausarrest gestellt werden, sobald die Klage rechtswirksam ist.
Der mit dem Fall betraute Richter Juan Guzman sagte, der 89-jährige sei für verhandlungsfähig befunden worden. Die Anklage wegen Mordes und Entführungen geht zurück auf Vorfälle im Rahmen der so genannten "Operation Condor" in den 1970er Jahren, bei der mehrere südamerikanische Diktaturen bei der Verfolgung Oppositioneller kooperierten. In dem von Guzman zur Verhandlung angenommenen Fall wird Pinochet für das spurlose Verschwinden von neun Menschen und dem Tod eines weiteren im Zusammenhang mit dem Verfolgungsprogramm verantwortlich gemacht.
Pinochets Verteidiger hatten argumentiert, ihr Mandant sei von seiner geistigen Verfassung her verhandlungsunfähig. Sie wollen die Entscheidung daher anfechten. In einem früheren Fall hatte ein Urteil des Obersten Gerichts Pinochet vor einem Prozess wegen Menschenrechtsverletzungen bewahrt, da die Richter den Angeklagten wegen einer leichten Demenz für verhandlungsunfähig erklärt hatten. Pinochet werden in anderen Fällen weitere schwere Menschenrechtsverletzungen während seiner Amtszeit von 1973 bis 1990 vorgeworfen, in der mindestens 3000 Vertreter der linken Opposition getötet wurden.