Bagdad Zwei Italienerinnen im Irak entführt

Rebellen haben in Bagdad zwei italienische Mitarbeiterinnen einer Hilfsorganisation entführt. Im Stadtteil Sadr kam es unterdessen zu heftigen Gefechten zwischen Aufständischen und US-Truppen.

Zwei Italienerinnen sind im Irak entführt worden. Das bestätigte das italienische Außenministerium am Dienstag in Rom. Etwa 15 Männer in Armeekleidung seien vor das Gebäude der Organisation "Un ponte per..." (Eine Brücke für...) gefahren, hätten sich als Mitarbeiter von Ministerpräsident Ijad Allawi ausgegeben und insgesamt vier Personen als Geiseln genommen, berichteten Augenzeugen. Im Bagdader Stadtteil Sadr kam es unterdessen zu heftigen Gefechten zwischen Aufständischen und US-Truppen. Nach irakischen Angaben wurden 36 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt.

Die Hilfsorganisation bestätigte die Entführung der Italienerinnen. Es ist erst das zweite Kidnapping im Irak, bei dem Frauen die Opfer sind. Zwei bewaffnete Männer hätte ihre Waffen auf die Sicherheitsleute der Organisation gerichtet, sagte Mitarbeiter Jean-Dominique Bunel. Eine Irakerin habe Widerstand geleistet. Sie sei von den Rebellen am Kopftuch in eines von drei Autos gezerrt und abtransportiert worden. Bei der vierten Geisel soll es sich um einen irakischen Mann handeln.

"Un ponte per" wurde 1991 gegründet, um trotz des UN-Embargos Hilfen für die irakische Bevölkerung in das Land zu bringen. Sie war auch auf dem Balkan tätig. Im Irak wurden bislang fünf Italiener entführt, von denen zwei getötet wurden. Erst im vergangenen Monat war ein italienischer Journalist in der Nähe von Nadschaf entführt und getötet worden.

Französische Journalisten bisher nicht frei

Paris bemühte sich weiter um die Freilassung von zwei entführten französischen Journalisten. Experten prüften weiter, ob eine im Internet verbreitete Lösegeldforderung echt sei. Außenminister Michel Barnier sei jederzeit bereit, wieder in den Irak zu gehen, wenn er etwas für die Freilassung tun könnte, erklärte er.

Angriffe auf US-Patrouillen

Die Kämpfe in Sadr begannen nach Angriffen von Aufständischen auf US-Patrouillen. Ein US-Soldat wurde getötet, mehrere weitere erlitten Verletzungen. US-Panzer rückten in das Viertel ein, Kampfflugzeuge kreisten über den Straßen. Anwohnern zufolge waren in der ganzen Nacht laute Explosionen und Gewehrfeuer zu hören. Al Sadr hatte seine Anhänger in der vergangenen Woche zur Einstellung der Kampfhandlungen aufgerufen. Vor zehn Tagen stimmte er einem Friedensabkommen zu, mit dem der dreiwöchige Aufstand in der Pilgerstadt Nadschaf formell beendet wurde. Beobachter vermuten, dass viele Milizionäre daraufhin nach Bagdad zogen.

Die Verluste der US-Armee im Irak nähern sich der Zahl 1.000. Im Westen der Hauptstadt wurde am Dienstag ein weiterer US-Soldat bei einem Angriff erschossen. Seit Beginn des Irak-Krieges im März 2003 wurden nach Zählungen der Nachrichtenagentur AP damit bereits 997 US-Soldaten getötet. Zu dem Anschlag in Falludscha bekannte sich die Extremistengruppe Tauhid und Dschihad des Jordaniers Abu Mussab al Sarkawi. In einer im Internet verbreiteten Erklärung bezichtigte sie sich auch des Angriffs auf eine Polizeischule in Kirkuk, bei dem 20 Menschen getötet worden waren.

Kerry will US-Soldaten abziehen

Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, John Kerry, will die US-Soldaten innerhalb von vier Jahren aus dem Irak abziehen. "Mein Ziel ist es, sie möglichst in meiner ersten Amtszeit nach Hause zu holen", sagte Kerry bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Staat Pennsylvania. "Es ist der falsche Krieg am falschen Ort zur falschen Zeit."

AP
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