Kolonialisierung Neuseeland könnte bald einen neuen Namen bekommen – 70.000 Menschen sind schon dafür

Neuseeland aus der Luft, Landschaft mit Bergen und Wasser
Neuseeland aus der Luft: Am Namen könnte es bald eine Änderung geben.
© Getty Images
Neuseeland hieß nicht immer Neuseeland. Seit längerem stören sich die neuseeländischen Ureinwohner:innen am offiziellen Namen aus der Kolonialzeit. Nun gibt es eine größere Bewegung, die sich für einen neuen Namen einsetzt.

Verglichen mit anderen Ländern aus der Kolonialzeit sind die Ureinwohner:innen in Neuseeland relativ präsent: Traditionen der Maori wie der Haka-Tanz haben es durch die Rugby-Mannschaften zu Weltbekanntheit erlangt, auch die traditionellen Tribal-Tattoos sind weit bekannt und oft (ohne ihre Bedeutung zu kennen) kopiert. Auch in der Politik sind Maori vertreten – und stellen seit 2020 mit Nanaia Cybelle Mahuta die Außenministerin.

Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Neuseeland die Maori erhebliche Nachteile haben und noch viele Gewohnheiten und Überbleibsel aus der Zeit der Kolonialisierung zu finden sind. Paradebeispiel: Der Name des Landes hieß in der Sprache der Maori "Aotearoa" ("lange weiße Wolke" oder "lange helle Welt"). Die niederländischen Kolonialherren benannten das Land dann neu.

Der erste Versuch der Niederländer für einen Namen lief schief: Als erster "Entdecker" Neuseelands gilt der Niederländer Abel Tasman. Weil er dachte, die beiden Inseln würden zu Argentinien gehören, nannte er sie nach dem damaligen Namen von Argentinien "Staten Island". Als dieses Missgeschick entdeckt wurde, wurde das Land in "Nieuw Zeeland" nach einer niederländischen Region umbenannt – der Name, den James Cook 1769 dann ins Englische übertrug.

Neuer Name für Neuseeland? Schon 70.000 Unterschriften

Immer wieder gibt es an diesem aufgezwungenen Namen Kritik in Neuseeland – bislang aber ohne reale Auswirkungen. Ein neuer Anlauf hat nun bessere Chancen, denn die beiden Anführer der Maori-Partei, Rawiri Waititi und Debbie Ngarewa-Packer, haben eine Petition für eine Umbenennung des Landes gestartet. Der Erfolg der Petition: Schon jetzt gibt es über 70.000 Unterschriften.

Ob es tatsächlich bald zu einem neuen Namen kommt, ist allerdings noch längst nicht klar: Zwar wird Aotearo ohnehin schon häufig im Alltag verwendet und auch Premierministerin Jacinda Adern benutzt laut eigener Aussage beide Begriffe abwechselnd. Oppositionsführer Christopher Luxon drängt allerdings auf ein Referendum – und dabei hätten die Maoris mit einem Bevölkerungsanteil von 17 Prozent schlechte Karten.

Neuseeländische Schüler Tanzen Maori-Kriegstanz auf Beerdigung
Neuseeländische Schüler Tanzen Maori-Kriegstanz auf Beerdigung
Schüler tanzen Kriegstanz auf Beerdigung

Nueseeländer:innen sind gespalten

Laut einer Umfrage im letzten Jahr sagten zudem 58 Prozent der Neuseeländer:innen, dass sie den aktuellen Stand beibehalten wollen – 40 Prozent wollten allerdings Aotearoa in irgendeiner Form im Namen des Landes sehen. Noch ist die Lage also alles andere als klar. Die Maori-Anführerin Ngarewa-Packer geht aber davon aus, dass es bei der Entscheidung "nicht um ob, sondern wann" gehen werde.

Quellen: "Guardian"

tvm