Nach dem blutigen Doppelanschlag im Nordwesten Pakistans ist die Zahl der Todesopfer auf etwa gestiegen. Mindestens 115 Menschen wurden verletzt, wie am Samstag aus Regierungskreisen verlautete. Es war damit der bislang blutigste Anschlag in Pakistan in diesem Jahr. Unter den Opfern waren zahlreiche Frauen und Kinder. Dutzende Rettungskräfte suchten weiter in den Trümmern nach Überlebenden.
Über die genaue Zahl der Opfer gab es am Samstag abweichende Angaben. Während der pakistanische Fernsehsender GEO TV von mehr als 100 Toten berichtete, sprach die örtliche Regierung von 96 Toten.
Zu dem Anschlag bekannte sich die pakistanische Taliban-Organisation Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP). Ziel sei ein Treffen von Stammesältesten gewesen, hieß es. Die Angreifer zündeten ihre Sprengsätze in der Nähe des Büros eines Verwaltungsleiters der Region Mohmand, der unverletzt blieb. In dem Gebäude hatten sich zum Zeitpunkt des Angriffs auch einige Stammesälteste versammelt, die Milizen zum Kampf gegen die Taliban aufgestellt haben. Auch sie wurden bei dem Anschlag nicht verletzt.
Dutzende Häftlinge sind aus Gefängnis entkommen
Bei dem Anschlag in der Stadt Yakaghund in der Region Mohmand an der Grenze zu Afghanistan hatte sich am Freitag ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad in die Luft gesprengt. Zudem war eine fern gezündete Autobombe detoniert. Dabei wurden auch bis zu 80 Geschäfte sowie ein Gefängnis beschädigt, aus dem 28 Häftlinge flüchteten. Es habe sich aber nur um gewöhnliche Kriminelle und nicht um militante Islamisten gehandelt, hieß es.
Es war der schwerste Anschlag in Pakistan seit dem 28. Oktober 2009, als eine Autobombe 125 Menschen auf einem Markt in der Großstadt Peshawar in den Tod gerissen hatte. Die pakistanischen Streitkräfte führen in Mohmand seit Jahren eine Offensive gegen Kämpfer der Taliban und der Al-Kaida. Es gelang ihnen aber bislang nicht, die Extremisten zu vertreiben. Erst vor einer Woche waren bei einem Doppelanschlag auf einen muslimischen Schrein in der ostpakistanischen Millionenstadt Lahore mehr als 40 Menschen getötet und über 170 weitere verletzt worden.
Anschlag auf Bundeswehr in Afghanistan
Bei einem Anschlag auf die Bundeswehr im benachbarten Afghanistan sind derweil zwei deutsche Soldaten leicht verletzt worden. Wie das Einsatzführungskommando in Potsdam mitteilte, wurde eine Bundeswehr-Einheit am Samstagmorgen gegen 6.30 Uhr (Ortszeit, 4 Uhr MESZ) ungefähr zwölf Kilometer westlich des Feldlagers Kundus Ziel eines Sprengsatzes. Eine halbe Stunde später hätten Aufständische dort einen weiteren Anschlag mit einem improvisierten Sprengsatz auf die Bundeswehr verübt, dabei seien deutsche Kräfte auch mit Handfeuerwaffen beschossen worden.