Seit dem frühen Freitagmorgen steht fest: Eine knappe Mehrheit der Bürger Großbritanniens hat sich dafür entschieden, die EU zu verlassen. Für den sogenannten Brexit stimmten letztlich 51,9 Prozent der Wähler. Während selbst Experten derzeit kaum abschätzen können, welche Folgen das Votum langfristig für das Vereinigte Königreich und die EU haben wird, reagierten die Finanzmärkte weltweit geschockt.
Dass sich viele Briten mit den möglichen ökonomischen Folgen des EU-Austritts im Vorfeld offenbar nicht wirklich auseinandersetzten, legt nun der Blick auf von Google veröffentlichte Suchanfragen nahe. Der unternehmenseigene Online-Dienst Google-Trends - ein Tool, das Informationen in Echtzeit darüber bereitstellt, welche Suchbegriffe von Usern wie oft eingegeben werden - jedenfalls verzeichnet zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale einen massiven Anstieg bei der Suchanfrage britischer Bürger nach den möglichen Folgen des EU-Austritts, wie unter anderem das Online-Portal "t3n.de" berichtet. Das Portal schreibt: "In Anbetracht dieser durchaus vorhersehbaren Entwicklungen verwundert es ein wenig, dass Google-Trends im Vereinigten Königreich erst zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale einen massiven Anstieg bei der Suchanfrage "Was passiert, wenn wie dir EU verlassen" verzeichnen konnte."
Emotionale Brexit-Kampagne als mögliche Erklärung
Zwar habe es freilich auch schon vor dem EU-Referendum entsprechende Suchanfragen gegeben, dennoch zeige die Grafik kurz nach der Stimmabgabe einen Anstieg von etwa 250 Prozent. Erst am frühen Morgen nahm das Suchinteresse langsam wieder ab. Eine mögliche Erklärung für diese Zunahme könnte sein, dass die Diskussion um einen Verbleib oder Ausstieg in Großbritannien höchst emotional geführt und dabei mögliche ökonomische Folgen nur am Rande thematisiert wurden.
Tatsächlich hatten sich die EU-Gegner auch bereits bestehende Ressentiments gegenüber Immigranten in ihrer Kampagne zunutze gemacht, um die Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Dies hatte unter anderem dazu geführt, dass selbst Warnungen renommierter Finanzexperten aus aller Welt bei der Entscheidungsfindung kaum eine Rolle spielten.