Chile Pinochets Tod mit Krawallen gefeiert

Trauer, Freude, Ausschreitungen - der Tod des langjährigen chilenischen Militärdiktators Augusto Pinochet hat in dem südamerikanischen Land die Wunden der Vergangenheit wieder sichtbar werden lassen.

Nach dem Tod des früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet ist es in der Hauptstadt Santiago zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Pinochet-Gegner entfachten nahe dem Regierungspalast Feuer und warfen Metallstäbe und Flaschen auf Polizisten. Diese reagierten mit Tränengas und Wasserwerfern. Vier Menschen wurden zwischenzeitlich festgenommen. Pinochet war zuvor im Alter von 91 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben. Er soll kein Staatsbegräbnis erhalten.

Sein Name steht für Brutalität

Der Tod des ehemaligen Machthabers löste in der Bevölkerung gespaltene Reaktionen aus, die verdeutlichten, wie sehr Pinochet die Chilenen bis heute polarisiert. Kritiker und Opfer seiner Diktatur tanzten in den Straßen Santiagos oder demonstrierten. "Ich werde mit meiner Familie den Tod des Tyrannen feiern", sagte der 75 Jahre alte Anwalt Santiago Cavieres. "Ich habe noch eine Flasche brasilianischen Alkohol, die haben wir 25 Jahre lang für diesen Tag aufgehoben." Er sei während der Diktatur Pinochets selbst in einem Konzentrationslager inhaftiert gewesen. Die Schriftstellerin Isabel Allende, eine Nichte des von Pinochet gestürzten Salvador Allende, sagte: "Er wird in der Geschichte einen Platz neben Caligula und Idi Amin erhalten und sein Name wird für Brutalität und Ignoranz stehen.

Anhänger Pinochets trauerten indes vor dem Krankenhaus, in dem der Ex-General zuvor gestorben war. Sie sangen die Nationalhymne und lobten ihn. "Er hat Fehler gemacht wie jeder Mensch, aber er hat viel für dieses Land getan", sagte Adriana Malter. Ihr gilt er als Held, da er das Land vom Kommunismus befreit habe.

Regieren mit harter Hand

Die US-Regierung sprach in einer ersten Reaktion von einer schwierigen Ära unter Pinochet. Der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Fratto, sagte, die USA gedächten nun der Opfer. Die US-Regierung hatte den Putsch von 1973 unterstützt, durch den Pinochet an die Macht kam. Der Ex-General regierte das lateinamerikanische Land anschließend bis 1990 mit harter Hand. Ihm werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Rund 200.000 Chilenen flohen vor Verfolgung, Folter und Zensur ins Exil. Darunter war die heutige Präsidentin Michelle Bachelet, die in Potsdam in der damaligen DDR Unterschlupf fand. Bachelets Vater starb, nachdem er in einem Gefängnis Pinochets gefoltert worden war.

Wegen ihrer persönlichen Geschichte und wegen der gespaltenen Bevölkerung galt die Frage der Art des Begräbnisses als heikel. Die Regierung entschied sich für einen Mittelweg. Pinochet werde als früherer Chef der Streitkräfte beerdigt, teilte sie mit. Der Verteidigungsminister werde der Zeremonie beiwohnen.

Verfahren gegen den Diktator

Pinochet litt an Diabetes und stand Angaben seines Sohnes zufolge bereits vor einer Woche am Rande des Todes. Zum Zeitpunkt seines Herzinfarkts befand sich der Ex-Diktator in Hausarrest. Die chilenische Justiz hatte ein weiteres Verfahren gegen ihn eingeleitet. Im Zentrum der Anklage stand der Tod von zwei Leibwächtern des von ihm gestürzten Präsidenten Salvador Allende.

Dennoch musste sich der Ex-General nie wegen der Vorwürfe der Menschenrechtsverletzungen vor Gericht verantworten. Seine Anwälte argumentierten immer erfolgreich, der ehemalige Diktator sei zu krank für ein Verfahren. Auch Bemühungen eines spanischen Gerichts 1998 scheiterten daran, dass Großbritannien den als Besucher eingereisten Ex-Diktator aus gesundheitlichen Gründen nach Hause zurückkehren ließ.

Reuters
Reuters