Seit der Wahlnacht zweifelt Donald Trump das Ergebnis der US-Wahl 2020 an, weiß dabei viele US-Republikaner hinter sich. Doch langsam bröckelt die Einheit. Nun hat auch der aussichtsreichste Parteikonkurrent Ron DeSantis erstmals die Legitimität der Wahl offen anerkannt. Der Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten.
"Nein, natürlich hat er verloren", erklärte DeSantis erstmals unverblümt in einem Interview beim TV-Sender "NBC News". "Joe Biden ist der Präsident." DeSantis hatte vorher noch betont, dass wer immer den Eid schwören würde, gewonnen habe. Erst auf Bitte um eine klare Antwort kam dann das Bekenntnis zur Legitimität der Wahl.
Angriff auf Trump
Die Aussage kann klar als Angriff auf Donald Trump verstanden werden. Dessen Reaktion ließ entsprechend nicht lange auf sich warten. "Ron DeSantis sollte wirklich aufhören, als Joe Bidens Cheerleader aufzutreten", ätzte Trumps Sprecher Steve Cheung gegenüber "NBC". Der Ex-Präsident selbst hat sich bislang nicht direkt zu dem Interview geäußert.
Die Behauptung des Wahlbetrugs ist schon seit der Wahlnacht 2020 die Kernbotschaft des abgewählten Trumps. Die Wahl wurde gestohlen, behauptet er immer wieder. Eigentlich habe die USA einen republikanischen Präsidenten – nämlich ihn selbst. Die von vielen republikanischen Politikern wiederholte Behauptung gipfelte schließlich kurz vor dem Amtsantritt seines Nachfolgers im Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021.
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Wahlbetrug als republikanischer Konsens
Die Frage des vermeintlichen Wahlbetrugs war auch für Trumps interne Gegenspieler bislang schwierig. Trotz zahlreicher Untersuchungen, die keine Unregelmässigkeiten feststellen konnten, stimmen laut Umfragen 69 Prozent der republikanischen Wähler der Aussage zu, Biden sei nicht der gewählte Präsident. In der Gesamtbevölkerung glauben das allerdings nur 38 Prozent der Wähler.
Seit Donald Trump wegen der Falschaussagen aber eine Anklage droht, scheinen auch immer mehr seiner Konkurrenten darin eine Schwachstelle zu sehen. Vor DeSantis hatten auch Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence und sein ehemaliger Unterstützer Chris Christie sich als erste Kandidaten offen gegen die Behauptung des Wahlbetrugs gestellt. Bereits am Wochenende hatte DeSantis erstmals eingestanden, dass sich die Vorwürfe in Untersuchungen nicht bewahrheitet hatten. Selbst dieser Schritt war bereits als riskant bewertet worden.