US-Wahlkampf Zwei Vorwahlen gewonnen und trotzdem ist der Weg ins Weiße Haus ungewiss: Wo liegt Trumps Problem?

Donald Trump auf einer Vorwahl-Party
Donald Trump auf einer Vorwahl-Party
© Pablo Martinez Monsivais / AP / DPA
Donald Trump will zurück ins Weiße Haus. Doch nicht alle Wähler der Republikaner schwärmen für den Populisten. Das könnte nicht nur zum Problem für Trump, sondern auch für seine Partei werden.

Donald Trump schafft sich seinen Weg zur Präsidentschaftskandidatur wie eine Dampfwalze. Die ersten beiden Vorwahlen seiner konservativen Republikaner hat der Rechtspopulist bereits klar gewonnen. Doch diese Abstimmungen in den Bundesstaaten Iowa und New Hampshire deckten auch Schwachstellen auf, die Trump den Weg zurück ins Weiße Haus erschweren könnten.

Die Siege gegen Nikki Haley – die einzige verbliebene Rivalin im parteiinternen Rennen der Republikaner – fielen deutlich aus. Aber das Ergebnis zeigt auch, dass sich Trump der Unterstützung der unabhängigen Wähler und der gemäßigten Republikaner nicht sicher sein kann. Doch auf deren Stimmen ist er angewiesen, wenn er im November gegen den demokratischen Präsidenten Joe Biden gewinnen will.

Fast die Hälfte der Wähler in New Hampshire sind als Unabhängige registriert. Diese Gruppe spiegelt die Stimmung in den Swing States, also in den Bundesstaaten ohne eindeutige republikanische oder demokratische Mehrheit, die aber entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl im Herbst sein dürften. Bei den Vorwahlen sprachen sich doppelt so viele von ihnen für die moderatere Haley aus als für den radikaleren Trump.

In einer Befragung der republikanischen Wähler in New Hampshire gab ein Drittel an, den Ex-Präsidenten im November auf keinen Fall zu wählen – ein weiteres Alarmsignal für das Trump-Lager. Ein Trend, der auch in Iowa zu beobachten war. Trump gewann dort zwar klar bei den Republikanern, aber laut einer Umfrage der Lokalzeitung Des Moines Register würde fast die Hälfte der Anhänger Haleys eher für Biden als für den Immobilienmilliardär stimmen.

Vorwahlen: bisher kein Erdrutschsieg für Donald Trump

"Viele stellen Trumps Ergebnis in Iowa als herausragend dar, aber ich bin anderer Meinung", sagt Kenneth Miller, Professor für Politikwissenschaft an der Universität von Nevada in Las Vegas. "Er ist als klarer Spitzenkandidat gestartet und hat zwei Jahre lang Wahlkampf gemacht, ohne dass seine Vorwahl-Konkurrenten auch nur ein böses Wort über ihn verloren hätten. Das sind so ziemlich die günstigsten Bedingungen, die man sich vorstellen kann. Trotzdem knackte er in Iowa nur knapp die 50 Prozent."

In Iowa musste sich Trump noch gegen andere Konkurrenten behaupten: Neben Haley trat dort auch Ron DeSantis an. Nach seiner Niederlage verzichtete der Gouverneur von Florida auf seine Bewerbung. Doch auch im liberaleren New Hampshire, mit Haley als einziger Gegnerin, blieb ein Erdrutschsieg für den Ex-Präsidenten aus: Er landete bei 55 Prozent.

Die Frage ist, ob Trump über seine ihm treu ergebene Basis hinaus Wähler für sich gewinnen kann. DeSantis sagte nach seinem Rückzug Trump zwar seine Unterstützung zu, bezweifelte jedoch öffentlich, dass dieser die Republikaner alter Schule auf seine Seite ziehen kann. "Wenn Leute zu mir kommen, die 1976 Ronald Reagan gewählt haben, und ihr ganzes Leben lang konservativ waren, und mir sagen, dass sie nicht noch einmal für Trump stimmen wollen, dann ist das ein Problem", gab DeSantis in einem Radiointerview zu Bedenken.

Das Unvermögen Trumps, mehr moderate Parteianhänger zu überzeugen, führte in den vergangenen Jahren bereits zu einer Reihe von Wahlniederlagen. Er scheiterte nicht nur bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen Biden, die Republikaner verloren während seiner Amtszeit auch beide Kammern des Kongresses und mussten zudem bei den Zwischenwahlen 2022 erhebliche Rückschläge einstecken.

Trump kann nicht alle Republikaner-Wähler für sich gewinnen 

Dennoch bleibt Trump bei seiner Strategie: Er schürt Ängste, hetzt gegen Einwanderer, beleidigt Gegner, verbreitet Verschwörungstheorien und wiederholt immer noch die Lüge, eigentlich habe er 2020 die Präsidentschaftswahl gewonnen – so zuletzt bei seiner Siegesrede in New Hampshire. Seine Hardcore-Fans kann Trump damit begeistern, andere Republikaner verschreckt er damit.

Doch das ist nicht das einzige Problem des Populisten: 91 Anklagepunkte liegen gegen ihn vor, er muss sich vier Gerichtsverfahren stellen. Mindestens ein Prozess könnte noch vor dem Wahltag beginnen. Nicht auszuschließen, dass Trump bis zum 5. November ein verurteilter Straftäter ist.

Während der ersten beiden Vorwahlen der Republikaner wurden die Wähler befragt, ob sie Trump auch nach einer Verurteilung als Präsident für geeignet hielten. Etwas mehr als ein Drittel der Wähler in Iowa und fast die Hälfte der Wähler in New Hampshire verneinten dies. Anders gesagt: Viele seiner Anhänger sind bereit, Trump alles zu verzeihen. Aber es sind nicht wenige, für die es Grenzen gibt.

Und die könnten ausschlaggebend sein, sagt der Politikwissenschaftler Nicholas Creel von der Universität GCSU in Georgia. "Unsere Präsidentschaftswahlen waren in letzter Zeit so knapp, dass selbst ein geringer Verlust an Unterstützung in der eigenen Partei sich schnell als fatal erweisen kann."

AFP
cl / Frankie Taggart