Überglücklich und erleichtert sind am Dienstag mehrere Hundert Deutsche aus dem Libanon per Flugzeug in Deutschland gelandet. Unter Tränen fielen am Düsseldorfer Flughafen viele ihren Angehörigen in die Arme. Für die 320 Menschen an Bord fand die Urlaubsreise, die sich nach Ausbruch der Gewalt im Nahen Osten zum Horrortrip in ein Kriegsgebiet wandelte, ein glückliches Ende. Die Menschen an Bord des Fluges LT 701 waren die ersten, die sicher wieder in der Heimat ankamen.
Viele Passagiere küssten sich überschwänglich und hielten sich weinend fest. Ein Mann hob seine Tochter in die Luft, küsste sie auf Wangen und Bauch. Beide weinten. "Ich könnte die ganze deutsche Behörde umarmen und danke allen", sagte die Deutsch-Libanesin Iman Kouteich nach der Ankunft. Sie hatte mit ihren drei Kindern und ihrem Mann in dem süd-libanesischen Dorf Hula an der Grenze zu Israel ihre Eltern besuchen wollen.
Von den Bombenangriffen sei sie völlig überrascht worden. "Wir waren zuletzt nur noch in Bunkern, es gab keinen Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht." Für die Kinder habe sie am Ende kein Essen mehr gehabt. Mit einem von der deutschen Botschaft organisierten Buskonvoi wurde sie - wie die übrigen Passagiere auch - von Beirut in die syrische Hauptstadt Damaskus gebracht. Der Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut ist nach mehreren israelischen Luftangriffen geschlossen worden.
Grenzkontrollen verzögerten die Ausreise
Im Terminal C des Düsseldorfer Flughafens hatten sich seit sechs Uhr am Morgen Angehörige und Freunde versammelt, ein großes Aufgebot an Kameras und Fotografen begleitete sie. Wegen Grenzkontrollen an den libanesisch-syrischen Grenzen hatte sich der Abflug in Damaskus um zwei Stunden verzögert. Als die ersten Passagiere in den Empfangsbereich kamen, klatschen viele vor Freude in die Hände.
Die Arbeit der deutschen Botschaft in Beirut wurde überwiegend positiv beurteilt. Auf den Dächern der Busse zum Flughafen wehten nach Aussage der Passagiere deutsche Fahnen, das hätte zusätzliche Sicherheit gegeben. Begleitet wurde der Konvoi von Fahrzeugen der Vereinten Nationen. "Ohne die Hilfe der deutschen Botschaft wären wir nie heil rausgekommen", sagte Kouteich.
Ein anderer Passagier, der bereits am Sonntag aus dem Libanon nach Syrien reisen konnte, bemängelte dagegen das Verhalten der Botschaftsmitarbeiter. So hätte die Botschaft zunächst darauf bestanden, dass er seine Personaldaten für eine Anmeldung zur Busfahrt per Fax schicken solle. "Und das, obwohl der Strom ausgefallen war."
Katastrophale Zustände
Die Zustände im Libanon beschrieben viele als katastrophal. "Die israelischen Kampfflugzeuge machen keinen Unterschied zwischen Militär und Zivilisten", sagte Ibrahim Walid, der Urlaub in Beirut machen wollte. Zusammen mit den Nachbarn habe er sich immer wieder zwischen den Häusern verstecken müssen, weil es im Stadtviertel keine Keller zum Verstecken gab. In Sichtweite seien Bomben eingeschlagen.
"Mama, holt uns hier raus"
Weil der Telefonkontakt in vielen Fällen abgebrochen war, kamen einige Angehörige zum Flughafen, ohne zu wissen, ob ihre Freunde oder Verwandten wirklich an Bord des Flugzeugs waren. Die Düsseldorferin Hannelore Appenowitz hatte ein Plakat mit der Aufschrift "Gott sei Dank, sie leben" hochgehalten.
Ihre Tochter war mit ihrem Mann und zwei Töchtern im Alter von zwei und acht Jahren zum Urlaub in die libanesische Stadt Sur gefahren. In unmittelbarer Nähe der Unterkunft seien Bomben eingeschlagen. "Mama, holt uns hier raus", habe ihre Tochter in einem Telefonat gesagt. Die Familie war nicht mit an Bord. Appenowitz hofft jetzt, dass sie mit einem der nächsten Flugzeuge ausreisen können.
Freitag werden 400 weitere Deutsche erwartet
Derzeit arbeitet das Auswärtige Amt daran, weitere Deutsche aus dem Libanon auszufliegen, berichtete Außenminister Frank-Walter Steinmeier. "Wir bereiten nächste Flüge und nächste Konvois vor." An diesem Mittwoch werde ein weiterer Buskonvoi von Beirut starten, am Freitag würden mehrere Flugzeuge etwa 400 Deutsche von Damaskus aus nach Deutschland bringen.