Wer austeilt, muss auch einstecken können, heißt es. Und Donald Trump ist wahrlich ein Meister im Austeilen. Doch was der US-Präsident jetzt einstecken muss, wirkt selbst für den konfrontativen US-Wahlkampf ziemlich hart. In einem neuen Werbespot haben innerparteiliche Gegner von Trump den 73-Jährigen indirekt mit dem Coronavirus gleichgesetzt.
"Einige sagen, es sei bösartig - und gefährlich"
"Virus in der Welt" ist der Titel des Clips, den das Lincoln-Projekt veröffentlicht hat. Die Gruppe aus Angehörigen der republikanischen Partei hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Wiederwahl von Donald Trump im November 2020 zu verhindern. Ihre Anti-Trump-Werbung zeigt Szenen von leeren Straßen, Laboratorien und Krankenhauszimmern. Aus dem Off erzählt eine dunkle, unheilvoll klingende Stimme dazu:
"Es gibt ein Virus in der Welt. Für manche Menschen ist das Virus leicht zu sehen, andere sehen es überhaupt nicht. Einige sagen, das Virus sei gar nicht so schlimm, andere sagen, es sei bösartig - und gefährlich. Da es diejenigen gibt, die es immer noch nicht sehen können, wäre es nicht klug, die Wahrheit über das Virus zu berichten - da es ein Virus gibt?"
Die Anzeige erweckt zunächst den Anschein, als würde sie sich auf die Coronakrise und ihre Folgen beziehen und soll nach Angaben ihrer Produzenten darauf aufmerksam machen, dass das Weiße Haus die Gefahren durch das Sars-CoV-2-Virus viel zu lange verleugnet habe. Das Virus breitet sich mittlerweile auch in den USA rasant aus und ist in allen 50 Bundesstaaten nachgewiesen worden. Nach anfänglichen Beschwichtigungen von Trump arbeitet die US-Regierung deshalb jetzt an einem gigantischen Nothilfepaket für die Wirtschaft und die Bürger.
Doch tatsächlich ist die Coronagefahr für das Lincoln Project offenbar gar nicht das Thema. Stattdessen machen die Trump-Gegner am Ende des Spots deutlich: Das Virus, das ihrer Ansicht nach die Vereinigten Staaten infiziert hat, ist der Präsident. Während aus dem Off der letzte Satz erklingt: "Da es ein Virus gibt", erscheint auf dem Bildschirm Donald Trump.
Anti-Trump-Clip erinnert an Reagen-Werbung
Die Machart des Clips erinnert an ein berühmtes Wahlkampfvideo von 1984, mit dem der damalige Präsident Ronald Reagan für seine Wiederwahl warb. In dem Film mit dem Titel "Bär im Wald" wird die damalige Sowjetunion als womöglich bedrohlicher Bär dargestellt, und Ronald Reagan als derjenige, der diese Gefahr erkennt und die Vereinigten Staaten darauf vorbereit.
"Diese neue Werbung, die einen der ikonischsten politischen Wahlkampfspots aller Zeiten widerspiegelt, stellt die gleiche Art von zwingenden Fragen, wie sie die Reagan-Werbung 'Bär im Wald' von 1984 den Amerikanern stellte", kommentierte Rick Wilson, Mitbegründer des Lincoln-Projekts das Video. "Welche Art von Führung erwarten und verdienen wir angesichts einer tiefgreifenden Bedrohung für Amerika?"
In den USA sind laut der in Baltimore ansässigen Johns-Hopkins-Universität bis Donnerstagvormittag (Ortszeit) 9.415 Corona-Infizierte registriert worden. 150 Menschen sind an dem Virus gestorben.