US-Wahlkampf Trump wirft schon jetzt mit Schmutz auf Biden – und es wird noch schlimmer

Donald Trump streckt hinter einem Rednerpult mit US-Wappen den rechten Zeigefinger mahnend in die Höhe
© Saul Loeb / AFP
Sehen Sie im Video: Der USA-Korrespondent des stern schätzt Trumps Attacken auf Joe Biden ein.


Jan Christoph Wiechmann, USA-Korrespondent des stern, sagt am 19. Juli 2020 in Washington: "Es ist früher Morgen in Washington, D.C. Der Mann, der in diesem Haus wohnt, im Weißen Haus, der ist meist schon wach, ist meist schon auf Twitter unterwegs, verfolgt die Morning Shows, die er so liebt. Aber die bringen keine guten Nachrichten momentan und noch schlechtere Umfragewerte. Ich habe mal die letzten Umfragewerte aus den Swing States zusammengefasst. In Wisconsin liegt Trump neun Prozentpunkte hinter Joe Biden, in Michigan sogar zehn Prozentpunkte, in Pennsylvania durchschnittlich sieben Prozentpunkte, in Florida sechs Prozentpunkte. Und selbst in den Staaten, in denen die Republikaner sonst traditionell sehr stark sind - in Arizona und North Carolina - liegt Donald Trump mit drei Prozentpunkten hinter seinem Herausforderer Joe Biden. Wie reagiert der Präsident? Zum einen hat er seinen Campaign Manager erst einmal abgesetzt, zum anderen verschärft er die Attacken gegen Joe Biden. Er sagt jetzt, die Gewalt würde zurückkommen in die Städte. Er nennt ihn einen Sozialisten oder stellt ihn in die Nähe von Sozialisten und behauptet, dass unter Joe Biden die Vorstädte abgeschafft würden. Zum Teil abstruse Vorwürfe. Das zeigt eher, wie verzweifelt der Präsident momentan ist. Er hat ja schon andere Attacken gegen ihn gestartet. Da ging es dann darum, dass er China zu nahe stünde oder korrupt sei oder mental nicht in der Lage, das Amt auszuführen. Aber diese Attacken haben bisher nicht gezündet. Und Joe Biden reagiert darauf auch gar nicht. Denn es zeichnet sich ab, dass dieser Wahlkampf vor allem einer sein wird, in dem es darum geht, was Donald Trump angestellt hat in diesen vier Jahren. Und die Nachrichten ansonsten sind für ihn ebenfalls schlecht. Es ist so, dass „Black Lives Matter“ ihm durchaus zugesetzt hat. Die Coronazahlen steigen besorgniserregend in fast allen Staaten. Auch die Todeszahlen steigen derzeit wieder, und die Wirtschaft springt nicht so richtig an. All die Themen, mit denen er jetzt punkten will, zünden nicht. Was kann er jetzt noch tun? Und etwas weiteres kommt hinzu: Die Enthüllungsbuch, die über Ihnen geschrieben werden, sind nicht gerade sehr positiv. Sie zeichnen ihn als Rassisten, als naiv und inkompetent und niemand kann ihn eigentlich verteidigen. Was kann er jetzt noch tun in den noch verbleibenden gut drei Monaten bis zur Wahl am 3. November? Er wird sicherlich noch die eine oder andere Attacke fahren gegen Joe Biden. Es wird im August jetzt erst mal um die Conventions gehen: die der Demokraten Mitte August und danach die der Republikaner. Allerdings werden das keine Großveranstaltungen wie geplant, die Trump ja so liebt. Sie werden für ihn immer schwieriger, wenn die Coronazahlen nicht zurückgehen.Aber das Rennen ist noch nicht verloren, denn wir erinnern uns: Vor vier Jahren gegen Hillary Clinton lag er zu diesem Zeitpunkt auch zurück. Zwar nur vier Prozent, aber dann im Oktober noch einmal sieben Prozent. Und das holte er wieder auf. Man kann davon ausgehen, dass da noch der eine oder andere Schmutzkampagne fahren wird, um die Wahlen am 3. November zu gewinnen."
US-Präsident Donald Trump hat drei Monate vor den US-Wahlen mit hohen Coronazahlen und schlechten Umfragewerten zu kämpfen. Deswegen fährt er scharfe Attacken gegen seinen Konkurrenten – und es dürfte noch schmutziger werden
tkr