Am Mittwoch empfing Donald Trump den finnischen Präsidenten Sauli Niinistö im Weißen Haus. Bei einer gemeinsamen Konferenz sollten sich die beiden Staatsoberhäupter den Fragen der Hauptstadt-Presse stellen. So zumindest die Idee.
Doch stattdessen artet die Konferenz zu einem furiosen, 17-minütigen Wut-Auftritt Trumps aus.
"Der wahre Anruf" soll "perfekt" gewesen sein
Nach ein paar freundlichen Sätzen über Finnland und seinen Gast, geht der US-Präsident zu seiner Tirade über. Zuerst nimmt Trump den Whistleblower ins Visier, durch dessen schriftliche Beschwerde das Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vom 25. Juli bekannt geworden war.
Dieser Whistleblower sei "unehrlich" und "bösartig" und habe "schreckliche Dinge" über den Anruf berichtet. Die seien aber alle erfunden, behauptet Trump. Was der Whistleblower getan habe, sei ein Verbrechen, denn "der wahre Anruf" sei perfekt gewesen. Die Vorwürfe des anonymen Geheimdienstmitarbeiters seien "Bullshit", so der US-Präsident. Dass das amtliche Protokoll des Telefonats die Vorwürfe bestätigt, scheint Trump gar nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen und droht dem Informanten stattdessen mit Enttarnung und Konsequenzen – obwohl dessen Anonymität gesetzlich geschützt ist.

Trump beleidigt Adam Schiff
Im nächsten Atemzug attackiert Trump den Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Adam Schiff. Dieser habe womöglich "Verrat" begangen. Er solle deshalb festgenommen werden. "Sie sollten ihn wegen Hochverrats ins Auge nehmen, weil er sich die Worte des Präsidenten der Vereinigten Staaten ausgedacht hat", poltert Trump weiter. Schiff sei "low life", was sich mit "Abschaum" oder "zwielichtiger Typ" übersetzen lässt. Die Demokraten beschimpft Trump schließlich als "Pack".
Ein Reporter kann an dieser Stelle die Tirade unterbrechen und versucht, den finnischen Präsidenten ins Spiel zu bringen. "Es sind finnische Medien hier. Finnland ist das glücklichste Land der Welt", sagt der Journalist. "Ja, Finnland ist ein glückliches Land", grätscht Trump dazwischen und klopft seinem Amtskollegen auf das Knie. Niinistö kann sich offensichtlich nur schwer im Zaum halten und gibt Trump mit Gesten deutlich zu verstehen, dass der ihn nicht anfassen soll.
Donald Trump poltert gegen die Presse
Der Reporter versucht nochmals, das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen: "Was können Sie von Finnland lernen, wo es eine sozialdemokratische ...". Doch seine Frage kann er gar nicht zu Ende bringen. "Ihr müsste Pelosi und Shifty Schiff loswerden", ruft Trump dazwischen.
Nur wenige Stunden später setzt Trump seine Tirade bei einer zweiten offiziellen Pressekonferenz fort. "Die Medien in diesem Land sind korrupt", bellt er. "Sie sind die wahren Staatsfeinde." Amerika habe eine wunderbare Demokratie. Allerdings wäre diese noch viel besser, wenn die Presse "ehrlich" wäre und es "die CNNs dieser Welt" nicht gäbe. Dann beendet er abrupt die Veranstaltung und lässt einen verdatterten Niinistö zurück.
Mit "dieser Art von Ausraster", mache sich der Präsident keine Freunde, muss im Anschluss selbst Brit Hume, ein konservativer Kommentator von Fox News, gestehen. Auf Twitter verbreiten sich unterdessen unter dem Hashtag #TrumpMeltdown Videos des obskuren Wutausbruchs.