Präsidentschaftskandidat Donald-Trump-Kontrahent Cruz sprengt den Parteitag

Er sollte kommen, um Donald Trump zu preisen. Doch Ted Cruz tat das Gegenteil, brachte so das Publikum gegen sich auf und machte die Nominierungs-Gala der Republikaner endgültig zum Pleiten-, Pech und Pannen-Parteitag.

Eigentlich wurde von Ted Cruz erwartet, dass er sich bedingungslos hinter Donald Trump stellen würde - doch das war nur ein Wunschdenken der Parteiführung. Gleich mehrmals sind sich die beiden früheren Kontrahenten der Präsidentschaftskandidatur beim Nominierungsparteitag ins Gehege gekommen, was kein gutes Bild auf niemanden wirft. Der erste Zwischenfall war vielleicht nur Zufall, aber auch typisch für das polterhafte Auftreten des Immobilienmilliardärs. Senator Cruz hielt gerade eine kurze Rede unter freiem Himmel, da wurde er plötzlich durch das Dröhnen von Trumps Privatflugzeug unterbrochen. Cruz nahm die Situation mit Humor. "Das war ziemlich gut inszeniert", sagte er.

Kein Wort des Lobes an Donald Trump

Stunden später dann war es erneut Donald Trump, der dem Mann, den er einst "Pussy" nannte, in die Parade fuhr: Als Cruz gerade dabei war, seine offizielle Rede vor den Delegierten zu beenden, kam Trump einfach in den Saal und begrüßte seine Anhänger. Bei Twitter schrieb der Geschäftsmann wenig später, dass er Cruz' Redetext zwei Stunden vorab gesehen habe, und "ich habe ihn trotzdem reden lassen". Das Ganze sei "keine große Sache".

Doch die Sache war durchaus groß: Statt die von vielen erwartete Solidaritätsadresse an den Kandidaten zu richten, forderte Cruz in seiner Ansprache die Republikaner auf, bei der Wahl im November "ihrem Gewissen" zu folgen. "Stimmt für den Kandidaten, dem ihr vertraut, dass er unsere Freiheiten verteidigen und die Verfassung respektieren wird", sagte der ultrakonservative Senator. Ohne Trump beim Namen zu nennen, warf Cruz dem Immobilienmogul mangelnde Prinzipienfestigkeit vor: "Wir verdienen Führer, die für Prinzipien stehen, die uns alle auf der Grundlage gemeinsamer Werte vereinen, die Liebe an die Stelle der Wut setzen." Der Großteil des Saales brach daraufhin in wütende Buhrufe aus.

Das war eine peinliche Parteitagspanne für Donald Trump, denn die Republikaner bieten zum Auftakt der heißen Wahlkampfphase weiter ein Bild der Zerrissenheit. Cruz wird als möglicher Präsidentschaftskandidat für 2020 gehandelt, sollte Trump gegen die Demokratin Hillary Clinton unterliegen. Mit seiner Rede hat er aber seiner Reputation bei vielen Republikanern geschadet.  "Wir hatten wirklich erwartet, dass er Geschlossenheit zeigt und sich hinter den Kandidaten stellt", sagte Mary Balkema, eine 49-jährige Delegierte aus dem Bundesstaat Michigan. Nach diesem Auftritt werde sie "niemals diesen Mann wählen". Der Senator habe sich "völlig blamiert", sagte Byron Swartz, ein 18-jähriges Parteimitglied aus Ohio.

Pleiten-, Pech- und Pannen-Parteitag

Der Parteitag war schon zuvor durch Pannen und Proteste geprägt gewesen. So stellte sich heraus, dass Teile der Rede von Trumps Ehefrau Melania von der Präsidentengattin Michelle Obama stammten. Trumps Wahlkampfteam hatte das Plagiat zunächst geleugnet, es wurde dann aber von Melania Trumps Redenschreiberin eingeräumt. Zudem war die Versammlung gleich zu Beginn am Montag durch lautstarke Proteste von innerparteilichen Trump-Gegnern gestört worden, die vergeblich auf eine Änderung der Regeln für die Nominierung gedrängt hatten. Am Rande des Parteitags kam es zudem zu einer Auseinandersetzung zwischen Trump-Gegnern und der Polizei. Zwei Beamte wurden nach Polizeiangaben verletzt, 18 Menschen festgenommen. Die Konfrontation war ausgebrochen, nachdem ein Demonstrant versucht hatte, eine US-Fahne anzuzünden.

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nik/AFP