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Kandidatur für 2024 Neuer Rahmen, alte Lügen: Donald Trump startet in den Wahlkampf – doch der Funke bleibt aus

Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung im South Carolina Statehouse
Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung im South Carolina Statehouse
© Alex Brandon / DPA
In New Hampshire und South Carolina will Donald Trump seiner Präsidentschaftskampagne neuen Schwung verleihen. Und den hat er dringend nötig. Denn bisher mangelt es an Energie, einer frischen Botschaft – und vor allem an Unterstützung.

Donald Trump ist zurück auf der Bühne. Mehr als zwei Monate nach der offiziellen Verkündung seiner Kandidatur für 2024 startet der Ex-Präsident wieder in den Wahlkampf. Doch statt Riesen-Rallys in der Atmosphäre eines aufstrebenden Popstars, lässt er es diesmal ungewöhnlich unspektakulär angehen.

In der Kleinstadt Salem, im US-Bundesstaat New Hampshire, erscheint Trump am Samstag in einer High-School-Aula. Ausgerechnet beim jährlichen Landesparteitreffen der Republikaner unterstreicht er seine Kampfansage an das "korrupte politische Establishment". Er selbst sei "wütender und entschlossener denn je", bekräftigt der 76-Jährige. Später reist Trump zu einem zweiten Auftritt im South Carolina Statehouse in die Hauptstadt Columbia. Eine ungewöhnliche Location-Wahl für jemanden, der regelmäßig gegen staatliche Institutionen wettert.

Doch während der Rahmen neu ist, klingen die Botschaften des Ex-Präsidenten nur allzu vertraut.

Donald Trump eröffnet Wahlkampf mit alter Leier

In New Hampshire dauert es keine drei Minuten, bis Trump die alte Leier von der gestohlenen Wahl von 2020 wiederholt. Die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr sei "unsere einzige Chance, unser Land zu retten", verkündet er vor hunderten Anhängern in South Carolina. Beide Bundesstaaten gehören zu den Ersten, in denen in knapp zwölf Monaten die Vorwahlen beginnen.

Wie schon in früheren Wahlkämpfen, verfällt Trump schnell in die altbekannten "Wir gegen Ihr"-Muster. Seine Kandidatur preist er als "Schutzschild für das Land vor Kommunismus und Marxismus" an. Seinen Kritikern in den eigenen Reihen wirft er vor, "sogar noch gefährlicher als die Demokraten" zu sein. Er verspricht, Transgender-Athletinnen im Frauensport zu verbieten und bringt das Publikum zum Jubeln, als er der linken "Indoktrination an den Schulen" den Kampf ansagt.

Dass Elektroautos umweltfreundlich sind, bestreitet er. Die wahre Bedrohung für die Prärien, Ozeane und Vögel des Landes seien – eindeutig – die Windräder.

"Wir brauchen einen Präsidenten, der ab dem ersten Tag bereit ist, loszulegen", wirbt Trump und pocht auf einen Wirtschaftsplan mit massiven Steuersenkungen. Seine eigene Regierung sei damals im Begriff gewesen, die Staatsverschuldung zu beseitigen, behauptet er. In Realität wuchsen die Schulden während seiner Amtszeit um etwa 7,8 Billionen Dollar. Ein russischer Angriffskrieg in der Ukraine? Wäre mit ihm im Weißen Haus nicht passiert, so Trump. Eine Steilvorlage für die Propaganda des Kreml.

Es fehlt an Energie, frischen Themen und Unterstützung

Mit einer Mischung aus alter Polter-Manier und neuem Setting will Trump seiner Präsidentschaftskampagne frischen Schwung verleihen. Und den hat er dringend nötig. Bisher fehlt es an Energie, an einer neuen Botschaft und – vielleicht am allerwichtigsten – an breiter Unterstützung von führenden Republikanern.

Trump hatte seine erneute Kandidatur genau eine Woche nach den Kongress-Zwischenwahlen verkündet, bei denen die Republikaner deutlich schlechter abgeschnitten hatten als erwartet. Nicht wenige von Trump unterstützte Kandidaten mussten herbe Niederlagen einstecken. Viele Republikaner machen daher auch ihren Ex-Präsidenten für die ausgebliebene rote Welle verantwortlich, die ihnen die Kontrolle über den Senat und einige wichtige Gouverneursposten gekostet hat.

Dass Trump längst nicht mehr die unangefochtene Nummer eins in der "Grand Old Party" (GOP) ist, zeigt bei seinem Auftritt in South Carolina auch die Abwesenheit einiger der prominentesten Republikaner des Bundesstaates. Nicht vor Ort waren die ehemalige Gouverneurin Nikki Haley, Senator Tim Scott und Trumps Ex-Stabschef Mick Mulvaney, der sich bereits für einen anderen Kandidaten für 2024 ausgesprochen hat. Unterdessen wägen sowohl Haley, die unter Trump UN-Botschafterin war, als auch sein vormals treuer Unterstützer Scott eigene Kandidaturen ab. 

Und wo die Unterstützung fehlt, bleibt auch das Geld aus. Mehrere ehemalige Supporter Trumps haben bereits öffentlich erklärt, ihn nicht mehr durch Spenden zu unterstützen, sondern stattdessen seinen größten Konkurrenten: Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Dieser konnte bei den Midterms mit herausragenden Ergebnissen triumphieren, hat aber bislang nicht offiziell seine Kandidatur verkündet. 

Noch liegt er vorne

Noch steht Trump als einziger großer Kandidat der Republikaner allein im Scheinwerferlicht. Auch wenn er sich in einer schwächeren Startposition wiederfindet, als die letzten beiden Male. Einige Umfragen deuten daraufhin, dass DeSantis bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen besser als Trump abschneiden würde. Allerdings steht dem Mann aus Florida der große Test auf nationaler Bühne noch bevor.

Und auch juristisch ist Trump unter Druck. Derzeit laufen fünf verschiedene Ermittlungen gegen ihn – auch, weil er aus dem Amt unerlaubterweise hunderte Geheimdokumente mitnahm.

Trotz aller Baustellen sehen ihn führende Politiker auf beiden Seiten des Parteienspektrums als den wahrscheinlichsten republikanischen Kandidaten für 2024. Sein Einfluss innerhalb der GOP ist immer noch beträchtlich, seine wichtigsten Unterstützer halten ihm die Treue. "Gemeinsam werden wir die unerledigten Geschäfte abschließen, um Amerika wieder großartig zu machen", ruft er seinen jubelnden Anhängern in South Carolina zu.

Doch der Funke, den Trump zu Beginn seines Wahlkampfs im Sommer 2015 stets versprühte, hat nachgelassen. Seine größte Herausforderung für die kommenden Monate wird sein, diesen wieder unter den Wählern zu entfachen.

Quellen: "NY Times", "Washington Post", "CNN", "Reuters", mit AFP-Material

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